Rückblick auf die Automotive Software Strategies Konferenz 2025

Strategien für die softwaredefinierte Zukunft

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Mit seiner Keynote
Mit seiner Keynote "Jaguar Land Rover ADAS Software Factory: Transforming Automotive Innovation" eröffnete Karsten Hoffmeister (l.), Chief Engineer Assisted & Automated Driving Software bei Jaguar Land Rover, die Automotive Software Conference 2025. Daneben Martin Schleicher, Conference Chairman und ehemals Continental.

Software wird zum Taktgeber der Autoindustrie: Auf der Automotive Software Conference 2025 zeigte sich, wie Code Innovation, Geschäftsmodelle und neue Strategien im Zeitalter der SDVs antreibt.

Rund 175 Entscheider, Entwickler und Strategen aus der Automobil- und Softwarebranche kamen zur diesjährigen Automotive Software Strategies Conference in München zusammen. Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung: Software-Defined Vehicles (SDV), neue Programmiersprachen wie Rust, veränderte Lieferketten – und die Frage, wie sich mit Code auch Geschäftsmodelle schreiben lassen.

Wie digitale Plattformen das Engineering im Auto verändern

Die Teilnehmer erlebten eine breite Themenpalette: OEMs wie BMW, Jaguar Land Rover und Mercedes-Benz, Zulieferer, Tech-Unternehmen und KI-Experten diskutierten unter anderem über Open-Source-Strategien, RISC-V-Integration und Cloud-native Entwicklungstools. Die Botschaft war klar: In einer Ära softwaredefinierter Mobilität entscheidet nicht mehr nur Hardware über Wettbewerbsfähigkeit – sondern vor allem die Qualität, Skalierbarkeit und Sicherheit der Software.

Karsten Hoffmeister, Chief Engineer für automatisiertes Fahren bei Jaguar Land Rover, stellte die wachsende Bedeutung domänenübergreifender Entwicklungsprozesse in den Fokus. Die ADAS Software Factory diene laut ihm als strategisches Zentrum der Zusammenarbeit, wobei kulturelle Veränderungen im Unternehmen ebenso zentral seien wie technische. „Konsistenz ist ein Mantra“, betonte er.

Karsten Hoffmeister, Chief Engineer Assisted & Automated Driving Software bei JLR, sprach über die Bedeutung von ADAS in der Transformation.
Karsten Hoffmeister, Chief Engineer Assisted & Automated Driving Software bei JLR, sprach über die Bedeutung von ADAS in der Transformation.
Benjamin Steinmetz, Product Experience Director Europe bei NIO, sprach über den Zusammenhang von Automotive Software und dem Fahrerlebnis.
Benjamin Steinmetz, Product Experience Director Europe bei NIO, sprach über den Zusammenhang von Automotive Software und dem Fahrerlebnis.
Frédéric Ameye referierte als Experte für Embedded Systems und Cybersecurity von Renault Ampere über die Kosteneffizienz von E/E-Architekturen.
Frédéric Ameye referierte als Experte für Embedded Systems und Cybersecurity von Renault Ampere über die Kosteneffizienz von E/E-Architekturen.
Stefan Nürnberger von Veecle spricht über den zentralen Aspekt der ASSC 2025: Das Software-Defined Vehicle.
Stefan Nürnberger von Veecle spricht über den zentralen Aspekt der ASSC 2025: Das Software-Defined Vehicle.
Michael Gröschel (links) und Falk Langer sprechen über den EU Data Act.
Michael Gröschel (links) und Falk Langer sprechen über den EU Data Act.
Nick Telford-Reed von Endeva brachte mit seinem Vortrag über In-Car Payment ein Beispiel für integrierte Dienstleistungen, wie sie zuvor schon Vishnu Sundaram von Gentherm thematisiert hatte.
Nick Telford-Reed von Endeva brachte mit seinem Vortrag über In-Car Payment ein Beispiel für integrierte Dienstleistungen, wie sie zuvor schon Vishnu Sundaram von Gentherm thematisiert hatte.
Thomas Raste von Continental Automotive fordert die Weiterentwicklung der Zuliefererindustrie hin zu mehr systemorientierter Partnerschaft.
Thomas Raste von Continental Automotive fordert die Weiterentwicklung der Zuliefererindustrie hin zu mehr systemorientierter Partnerschaft.
Thomas Dannemann von Qualcomm zeichnet in seinem Vortrag eine Vision personalisierter Fahrerlebnisse durch Edge-Technologien.
Thomas Dannemann von Qualcomm zeichnet in seinem Vortrag eine Vision personalisierter Fahrerlebnisse durch Edge-Technologien.

Welche Rolle spielen Rust und RISC-V in der SDV-Entwicklung?

Mit der wachsenden Komplexität von Fahrzeugsoftware wächst auch der Anspruch an Sicherheit und Effizienz. Frédéric Ameye (Renault Ampere) und Stefan Nürnberger (Veecle) warben unabhängig voneinander für moderne Tools und Sprachen wie Rust, um Sicherheitslücken zu minimieren und Entwicklungsprozesse zu beschleunigen. Nürnberger stellte ein cloudbasiertes Toolset vor, das domänenübergreifende Zusammenarbeit im SDV-Umfeld ermöglichen soll – samt Compliance und verkürzter Release-Zyklen.

Wie lassen sich digitale Dienste im Auto monetarisieren?

Auch wirtschaftliche Fragen fanden Raum: Vishnu Sundaram (Gentherm) und Nick Telford-Reed (Endava) präsentierten Konzepte für In-Car-Commerce und Monetarisierungsstrategien, die digitale Dienstleistungen direkt ins Fahrzeug bringen. Dabei ging es um weit mehr als nur Bezahlfunktionen – sondern um Vertrauen, Nutzererwartung und Systemintegration.

Michael Zunke (Thales) beschrieb softwarebasierte Erlösmodelle, die mit regulatorischen Anforderungen in Einklang stehen sollen. Google-Manager Michael Kollig skizzierte den Einfluss von generativer KI auf Entwicklungsprozesse – vom Code über Simulationen bis hin zur Nutzerpersonalisierung. Sein ironischer Seitenhieb: „Jeder Entwickler hasst Dokumentation“ – ein Problem, das moderne KI-Tools zunehmend auffangen könnten.

Der Andrang war groß in München.
Der Andrang war groß in München.
Blick ins Publikum auf der Automotive Software Strategies 2025
Während und nach den Vorträgen wurde fleißig mitgeschrieben und applaudiert.
Menschen halten Smartphones hoch
Auch die ein oder andere Vortragsfolie wurde auf dem Smartphone festgehalten.
Neben den Vorträgen stand auch das Netzwerken sowie die begleitende Fachausstellung großen Anklang.
Neben den Vorträgen stand auch das Netzwerken sowie die begleitende Fachausstellung großen Anklang.

Engineering trifft Politik – und Realität

Ein weiterer Schwerpunkt: die Datennutzung im SDV-Kontext. Michael Gröschel (IAV) und Falk Langer (Hochschule Mittweida) stellten föderierte Datenräume vor, die regulatorischen Anforderungen wie dem EU Data Act gerecht werden und gleichzeitig dezentrale Zusammenarbeit ermöglichen sollen.

Prashant Gulati (SDVerse) nahm die Metaebene ein: Fragmentierung, Lieferkettenprobleme und Fachkräftemangel seien nicht nur technische, sondern gesamtgesellschaftliche Herausforderungen. Auch Alexander Mattausch (Elektrobit) ging auf strukturelle Fragen ein und zeigte, wie sich mit AUTOSAR auf RISC-V-Prozessoren neue Plattformen realisieren lassen – zwischen Sicherheitsanforderungen und Innovationspotenzial.

Ausblick: Ein System im Wandel

Die Konferenz endete mit Impulsen zu Testverfahren, Toolchains und Edge-Technologien – unter anderem durch Thomas Dannemann (Qualcomm), Emil Dautovic (RemotiveLabs) und Hans-Peter Loeb (Applied Intuition). Der gemeinsame Nenner: Nur wer Testing, Deployment und Entwicklung als durchgängige Kette denkt, wird dem Tempo der SDV-Transformation standhalten können.

Die nächste Automotive Software Strategies Conference findet am 19. und 20. Mai 2026 statt. Das Thema wird sich kaum ändern – aber die Software, die darüber bestimmt, ganz sicher.

Dieser Artikel wurde zuerst auf Automotive Digital Transformation veröffentlicht.