Jürgen Eichner von CEO VIA optronics

Jürgen Eichner, Gründer und CEO von VIA optronics (Bild: VIA optronics)

VIA optronics bietet Komplettlösungen aus einer Hand – was bedeutet das? Ist das einzigartig auf dem Markt?

Jürgen Eichner: Unser Unternehmen bildet die komplette Supply Chain für interaktive Display-Systeme ab, angefangen beim Design & Development – ich werde gleich noch etwas genauer darauf eingehen – bis hin zu Assembly und Systemintegration, angepasst an den Zielmarkt. Im Detail heißt das, wir verfügen über die Design- & Development-Kapazitäten für Touchsensorik und Kameratechnik, Inhouse-Display Expertise mit patentierten Prozessen für Optical Bonding sowie firmeneigenes Equipment und Bonding-Material und wir können darüber hinaus auch die entsprechende Systemintegration anbieten. Das gesamte Spektrum für Umweltqualifikationen und Testanforderungen in eigenen Laboratorien inklusive eigenem Testequipment wird ebenfalls abgedeckt.

Ein Unterscheidungskriterium zum Mitbewerb ist definitiv unsere inhouse Optical-Bonding-Kompetenz und die Verwendung von eigenem Equipment und eigenem Material. Falls der Kunde es wünscht, erhält er also ein Gesamtsystem aus einer Hand. Wenn er nur an einem Teilbereich aus unserem Programm interessiert ist, ist das natürlich auch möglich. Man kann sich das als eine Art Baukasten-System vorstellen.

Wodurch hebt sich VIA optronics besonders hervor, wo verfügt man über besondere Kompetenzen?

Jürgen Eichner: Unser Optical-Bonding-Prozess ist patentiert, wir halten jedoch auch eine Vielzahl anderer Patente. Technologisch ist außerdem die Cold-Forming-Technologie zu erwähnen, die wir in Zusammenarbeit mit Corning anbieten können und die mit geringerem Energieaufwand bei der Glasbiegung größere Designflexibilität in der Anwendung ermöglicht.

Als Unternehmen haben wir eine globale Präsenz mit Produktionsstätten nahe am jeweiligen Zielmarkt – unter anderem in Deutschland für Europa, China für den chinesischen Markt. Eine Produktionsstätte auf den Philippinen für den Rest der Welt ist in Planung. Geostrategisch sind wir also relativ unabhängig von der volatilen Weltlage und können Risiken abfedern, nicht nur was Marktturbulenzen und Nachschubproblematiken, sondern auch was die Kapazitätsauslastung angeht, da wir nahezu überall die gleichen Kompetenzen aufgebaut haben oder gerade aufbauen.

Wie begann alles – können Sie uns wesentliche Eckpunkte von der Firmengründung bis heute nennen?

Jürgen Eichner: Ich komme ursprünglich aus der Elektronikentwicklung und habe mich dann mehr und mehr vertrieblich engagiert. Ich habe im Austausch mit Kunden damals sehr schnell gemerkt, dass die Nichtlesbarkeit von Displays bei Sonneneinstrahlung ein großes Problem darstellt – insbesondere im Automotive-Bereich, wo man normalerweise nicht die Chance hat, das schnell zu ändern, weil man das Fahrzeug nicht einfach umpositionieren kann. Ich kam also zu dem Entschluss, dass dies unbedingt geändert werden müsste, und habe 2005 mit einem Partner ein neues Verfahren entwickelt, um Displays bei Sonneneinstrahlung lesbar zu machen. Das war die Initialzündung, um VIA optronics zu gründen.

Als Nischenanbieter gestartet, haben wir schnell gutes Feedback von den OEMs bekommen, sodass wir zunächst eine Produktion in Thüringen aufgebaut haben. 2009 kam die Niederlassung in Orlando/USA und 2011 in China dazu. Ende November 2017 haben wir unseren Hauptsitz nach Nürnberg verlegt und im darauffolgenden Jahr auch die Produktion.  2020 war der Börsengang ein weiterer Meilenstein, 2021 die Eröffnung unserer Niederlassung auf den Philippinen – beides also unter nicht ganz einfachen Umständen und zu Zeiten, die international von großen Unsicherheiten geprägt waren. Umso stolzer sind wir, dass wir über die 18 Jahre kontinuierliches Wachstum aufweisen können.

Was waren die Beweggründe für die Firmengründung? Bzw. welche Mission/Visionen waren ausschlaggebend für die Firmengründung?

Jürgen Eichner: Generell sehen wir Displays als unverzichtbaren Bestandteil der technologischen Entwicklung. Wir möchten als globaler und verlässlicher Anbieter von interaktiven Displaylösungen und -systemen Mehrwerte für unsere Kunden schaffen und touchfähige, leichte, lesbare Lösungen liefern, die außerdem energieeffizient und robust sind. Wir befassen uns deshalb permanent mit technologischen Zukunftstrends und den neuesten hochanspruchsvollen Applikationen.

Worauf liegt der Fokus bei den Lösungen von VIA optronics?

Jürgen Eichner: Unser Fokus liegt - kurzgesagt - einfach darauf, die Anforderungen der Kunden zufriedenzustellen, aufgrund unseres Knowhows maßgeschneiderte Displaylösungen zu liefern und dazu umfassend zu beraten – im Blick immer auch den Endkunden und den jeweiligen Markt, da unsere Hauptzielmärkte Automotive, Industrie und Consumer teils sehr unterschiedliche Bedarfe haben.

Aufgrund ihres biegsamen Designs eignen sich Kupfer-Metal-Mesh-Touchsensoren auch für sehr flexible, faltbare und gebogene Anwendungen.
Aufgrund ihres biegsamen Designs eignen sich Kupfer-Metal-Mesh-Touchsensoren auch für sehr flexible, faltbare und gebogene Anwendungen. (Bild: VIA optronics)

Schwerpunktthema: E-Mobility

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(Bild: Adobe Stock, Hüthig)

In diesem Themenschwerpunkt „E-Mobility“ dreht sich alles um die Technologien in Elektrofahrzeugen, Hybriden und Ladesäulen: Von Halbleitern über Leistungselektronik bis E-Achse, von Batterie über Sicherheit bis Materialien und Leichtbau sowie Test und Infrastruktur. Hier erfahren Sie mehr.

Was ist das Besondere an der von VIA optronics patentierten Optical-Bonding-Technik?

Jürgen Eichner: VIA optronics bietet mit dem patentierten MaxVU-Prozess für Optical Bonding und dem proprietären Material VIA bond plus ein Gesamtpaket, das perfekt aufeinander abgestimmt ist und sicherstellen kann, dass alle Cover Lenses, Touch Panels & Displays reflexionsfrei verbunden und bei Sonnenlicht lesbar sind. Hinzu kommt, dass unser Material bei Veränderungen im Temperaturbereich stabil bleibt und sich nicht nachteilig verändert. Wir sind sehr flexibel und können je nach Bedarf mit unserem Equipment manuell, halb- und vollautomatisch kleine bis große Volumina und ganz verschiedene Größen und Dicken fertigen.

Können Sie bitte noch etwas zur Metal-Mesh-Touchsensor-Technologie sagen?

Jürgen Eichner: Touchsensorik erobert nach dem Consumer-Markt nun zunehmend auch den Industrie- und Automotive-Sektor. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, setzen wir mit unserer Niederlassung in Japan, VTS Touchsensor Co., auf die Kupfer-Metal-Mesh-Touchsensor-Technologie. Die Fertigung der Sensoren basiert auf einem Roll-to-Roll-Produktionsprozess mit Kupfer als optimalem Werkstoff. Dabei wird ein feines Metallgitter auf einen transparenten Film aufgebracht. Dieser kann auf jedes Material und jede Cover-Lens-Form laminiert werden. Aufgrund ihres biegsamen Designs eignen sich Kupfer-Metal-Mesh-Touchsensoren im Gegensatz zu anderen Verfahren auch für sehr flexible, faltbare und gebogene Anwendungen. Durch den geringeren Flächenwiderstand unserer Touchsensoren kann die Touch-IC-Firmware einfacher konfiguriert werden. Das Ergebnis ist eine sehr präzise Performance, hohe Auflösung und Leitfähigkeit, sodass auch die Bedienung mit Handschuhen oder Stift kein Problem ist.

Die Display-Lösungen zeichnen sich durch sehr gute Sonnenlichttauglichkeit und Robustheit aus – können Sie das bitte technisch etwas unterfüttern?

Jürgen Eichner: Hier muss ich noch einmal auf unsere Optical-Bonding-Technologie zurückkommen. Das Verfahren in Verbindung mit unserem Equipment und unserem proprietären Material ergibt eine einzigartige Kombination, mit der wir deutlich verbesserte Eigenschaften erreichen: Die Technik eliminiert alle internen Reflexionen, was hohe Kontrastfähigkeit, sehr guter Lesbarkeit bei Sonneneinstrahlung, mechanische Stabilität – es schrumpft beispielsweise nicht - und Robustheit gegen Kontaminierung ergibt und außerdem große Designfreiheiten erlaubt.

Für welche Endmärkte entwickelt Ihr Unternehmen?

Jürgen Eichner: Grundsätzlich finden sich Displays heute in nahezu allen Bereichen wieder – als Anwender wird man damit ja täglich konfrontiert, man denke nur an Geld- oder Fahrkartenautomaten, Selbstbedienungskiosks und Ähnliches. Unsere wichtigsten Märkte sind aber Automotive mit Displaylösungen als Spiegelersatz, für die Navigation, Kombi-Instrumente, Info- und Entertainment, um nur einige zu nennen. Im Industriebereich werden unsere Displays, z. B. in der Flugzeug- und Schiffsinstrumentierung, als Kombisysteme in der Landwirtschaft oder bei Digitalanzeigen eingesetzt. In unserem dritten Hauptmarkt, dem Konsumgütersektor finden sich unsere Lösungen z. B. in der Unterhaltungselektronik, in Notebooks, Tablets und Haushaltsgeräten wieder.

Welche Produktions-/Entwicklungsstandorte gibt es?

Jürgen Eichner: Wir haben R&D- sowie Produktionsstandorte in Nürnberg, Suzhou (China) und Laguna (Philippinen, die Produktion ist hier in Planung); die Niederlassung VTS Touchsensor Co. in Japan ist auf die Entwicklung und Produktion mit Kupfer-Metal-Mesh-Touchsensor-Technologie spezialisiert. Die globale Präsenz wird durch Vertriebsbüros in den USA und Taiwan vervollständigt.

Können Sie bitte noch etwas zu den Zukunftsaussichten von VIA optronics sagen. Wo möchte VIA hin?

Jürgen Eichner: Für unser Produktprogramm besteht ein weltweit stark wachsender Markt. Mehr Mobilität bedeutet die Nutzung von Displays, Touch Screens, Kameras im Außenbereich, die natürlich genauso durch Brillanz und optische Eigenschaften hervorstechen sollen wie im Innenbereich. Diesem Thema hat sich VIA optronics verschrieben und darum herum seine Technologien und Patente aufgebaut. Gerade im Kfz-Bereich entscheidet mehr und mehr die Interaktivität und die Ausstattung den Kauf. Industrieanwendungen für Signage, Baufahrzeuge, landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge runden unser Anwendungsspektrum ab. Weiterhin setzen wir auf eine breitere Basis unserer Technologie, um auch Interieur- und Exterieur-Elemente mit abdecken zu können.

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