
Mit Dragonwing startet Qualcomm – abseits ihrer Gewohnheiten – eine neue Marke für Robotik, IoT und 5G. (Bild: Qualcomm)
Eine große Überraschung in der Tech-Welt: Qualcomm verlässt mit Dragonwing die Welt der Verbraucher und geht mit Vollgas in die Industrie. Einer der weltweit größten Halbleiterhersteller verfolgt dabei eine klare Diversifikationsstrategie, um sich in weiteren Wachstumsbereichen zu etablieren.
Warum eine eigene Marke für den Industriebereich?
Bislang wurden Qualcomms Lösungen für eingebettete Systeme und industrielle Anwendungen unter Snapdragon oder generischen Produktbezeichnungen geführt. Mit Dragonwing geht das Unternehmen nun einen Schritt weiter und schafft eine klare Identität für sein Industrial- und Embedded-IoT-Portfolio. Das Unternehmen signalisiert damit nicht nur sein Engagement für den B2B-Sektor, sondern auch den strategischen Ausbau dieser Geschäftsfelder.
Das industrielle IoT, Netzwerkinfrastrukturen und Mobilfunktechnologien haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Gerade im Bereich Industrie 4.0 sind leistungsfähige, energieeffiziente und skalierbare Lösungen gefragt. Dragonwing adressiert genau diese Anforderungen mit spezialisierten Hardware-, Software- und Serviceangeboten.
Qualcomm stellt Dragonwing vor
Technologische Schwerpunkte von Dragonwing
Die Kerntechnologien von Dragonwing basieren auf Qualcomms bewährter Expertise in den Bereichen KI, Hochleistungs- und energieeffizientes Rechnen sowie Konnektivität. Das Portfolio umfasst:
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Industrielle Robotik: Leistungsstarke SoCs für autonome und vernetzte Produktionsanlagen.
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Smart Cameras und Vision-Systeme: Hochleistungs-Bildverarbeitung für Überwachung, Inspektion und Automatisierung.
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Drohnen und autonome Systeme: Energiesparende und KI-gestützte Prozessoren für industrielle UAVs.
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Netzwerk- und Mobilfunkinfrastruktur: Skalierbare Lösungen für den 5G- und Edge-Computing-Bereich.
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Industrie-Handhelds und Wearables: Robuste mobile Endgeräte für industrielle Umgebungen.
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Energie- und Versorgungssektor: Spezialisierte Chips für intelligente Mess- und Steuerungssysteme.
Diese Lösungen sind beispielsweise für Branchen wie Energie- und Versorgungsunternehmen, Einzelhandel, Supply-Chain-Dienstleister, Fertigung und Telekommunikation interessant. Dragonwing soll dabei sowohl hardwareseitige Innovationen integrieren als auch leistungsfähige Softwareplattformen, um Unternehmen eine nahtlose Einführung und Skalierung ihrer digitalen Infrastruktur zu ermöglichen. Konkrete Produkte von Dragonwing gibt es bislang jedoch (noch) nicht.
Markenstrategie: Was Dragonwing von Snapdragon unterscheidet
Snapdragon steht seit jeher für High-End-Computing im Consumer-Bereich, sei es in Smartphones, Automotive oder XR. Mit Dragonwing verfolgt Qualcomm nun eine ähnliche Branding-Strategie für den industriellen Bereich. Das spiegelt sich auch in der visuellen Identität wider: Das Logo zeigt einen stilisierten Drachen, die Farbpalette kombiniert das Qualcomm-Blau mit dem markanten Snapdragon-Rot und einem neuen Lila-Ton.
Die Entscheidung für eine eigenständige Marke statt einer Erweiterung von Snapdragon zeigt, dass Qualcomm die spezifischen Anforderungen des industriellen Marktes ernst nimmt. Während Snapdragon vor allem auf Benutzererlebnisse für Endkunden optimiert ist, geht es bei Dragonwing um Zuverlässigkeit, Langzeitverfügbarkeit und industrielle Standards.

Welche Auswirkungen hat Dragonwing auf den Markt?
Die Markeneinführung unterstreicht Qualcomms Ambitionen, bis 2030 signifikante Umsatzanteile außerhalb des Smartphone-Geschäfts zu generieren. Mit Dragonwing positioniert sich das Unternehmen als ernstzunehmender Player in Bereichen, die bisher von Wettbewerbern wie dem schwächelnden Intel (Xeon), AMD (EPYC) oder Nvidia dominiert wurden.
Zudem wird sich zeigen, ob Qualcomm mit Dragonwing eine Marke etabliert, die langfristig dieselbe Strahlkraft wie Snapdragon entwickeln kann. Gerade im industriellen Bereich sind Marken bislang weniger präsent als in der Consumer-Welt. Dennoch zeigt die Strategie, dass Qualcomm auf Sichtbarkeit setzt, um sich auch im B2B-Umfeld als Innovationsführer zu positionieren.
Ausblick: Wo kann man Dragonwing-Produkte sehen?
Die ersten konkreten Produkte unter der Dragonwing-Marke werden voraussichtlich auf dem Mobile World Congress (3.-7. März in Barcelona) sowie auf der Embedded World (11.-13. März in Nürnberg) vorgestellt. Interessierte dürften hier einen genaueren Blick auf die technologischen Möglichkeiten erhalten, die Qualcomm mit Dragonwing bietet.
TL:DR Was hinter Qualcomms Dragonwing steckt
Qualcomm hat mit Dragonwing eine neue Marke eingeführt, die sich erstmals explizit an Industriekunden richtet. Während Snapdragon für den Consumer- und Automotive-Markt steht, deckt Dragonwing Embedded-IoT, industrielle Robotik, Smart Cameras, Drohnen, Netzwerk- und Mobilfunkinfrastruktur ab. Ziel ist es, skalierbare, KI-gestützte, energieeffiziente Lösungen für Industrie 4.0 bereitzustellen.
Die Marke signalisiert Qualcomms Diversifikationsstrategie, um sich von der Abhängigkeit vom Smartphone-Markt zu lösen und neue Wachstumsfelder zu erschließen. Offizielle Präsentationen der ersten Produkte sind für den MWC 2025 (Barcelona) und die Embedded World (Nürnberg) angekündigt.
Der Autor: Dr. Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.