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Mit Intel taumelt ein legendärer Halbleiter-Riese. Jahrzehntelange Fehlentscheidungen, strategischer Irrtum und ein desaströser Vorstand haben Intel laut einer aktuellen Analyse in die Krise gestürzt. Demnach droht jetzt der Verlust technischer Führerschaft, Marktanteile und sogar der Identität des Unternehmens. (Bild: Ken Wolter – Adobe Stock (modifiziert))

„Der Vorstand von Intel ist inkompetent, und seine katastrophalen Entscheidungen über Jahrzehnte hinweg treiben das Unternehmen in Richtung Untergang. Die Entscheidung, Pat Gelsinger zu entlassen, einen CFO und Karriere-Sales- und Marketing-Leiter an die Spitze zu setzen und die Investitionen in Fabs zugunsten eines erneuten Fokus auf x86 zu kürzen, ist ein Beispiel für die Inkompetenz, die Intel zugrunde richten wird.“ Mit diesen eindeutigen Worten eröffnen Dylan Patel, Doug O'Laughlin, Myron Xie, Jeff Koch and Sravan Kundojjala ihre Analyse bei SemiAnalysis und zeigen sogleich auf, wohin die Reise gehen wird.

So erklären die Autoren, dass der Vorstand über ein Jahrzehnt lang massive Fehlentscheidungen getroffen habe, ohne dafür Verantwortung zu übernehmen. Besonders scharf kritisieren sie, dass 7 von 11 Vorstandsmitgliedern keine relevante Erfahrung in der Halbleiterbranche haben. Zwei Mitglieder hätten zwar akademische Expertise, seien jedoch nicht in der Praxis bewandert. Dies habe dazu geführt, dass kritische Wendepunkte im Geschäft nicht verstanden und notwendige Entscheidungen nicht getroffen wurden. Einzig Stacy J. Smith, ein erfahrenes Mitglied, sei erst kürzlich als Ersatz für Lip-Bu Tan hinzugekommen. „Es gibt unserer Meinung nach immer noch einen Weg nach vorne, aber nicht mit dem aktuellen Vorstand“, lautet daher auch ihr Tenor.

Intels historische Versäumnisse

Die Analyse nennt das vergangene Jahrzehnt das schlechteste in Intels Geschichte und betont, dass viele Probleme auf die 2010er Jahre zurückgehen. Pat Gelsinger habe zwar die kulturellen und technischen Probleme der Vergangenheit in Angriff genommen, doch die Autoren argumentieren, dass seine Entlassung den Fortschritt auf einen Schlag zunichtemacht. So habe „der Vorstand leider die Nerven verloren, bevor der Beginn von Gelsingers Umkehrplan sichtbar wurde.“ Dabei ist die Halbleiterindustrie eine der komplexesten Branchen, und es dauert viele Jahre, um den Kurs zu ändern. In seiner letzten Vorstandssitzung präsentierte Gelsinger einen aktualisierten Investitionsplan. Der Plan sah vor, weiterhin erhebliche Investitionen in Intel Foundry Services zu tätigen, doch der Vorstand war so unzufrieden mit dem Plan, dass er Gelsinger entließ.

Gelsinger hätte laut der Autoren zweifellos ein besserer CEO sein können. Er sei in gewisser Weise irrational optimistisch gewesen, aber genau das bräuchte Intel. Er hat auch seine Fehler gemacht; beispielsweise ist die aktuelle KI-Strategie mit Gaudi 3 und Falcon Shores nach wie vor fehlerhaft, was bedeutet, dass Intel kaum vom Markt für Generative AI (Inference oder Training) profitieren wird. Der kulturelle Verfall, der hauptsächlich zu den Problemen beim 10-nm-Knoten beitrug, wurde technisch weitgehend behoben, aber externe Kunden werden weiterhin aus Sicht der Schreiber nicht angemessen betreut. Die Übernahme von Tower Semiconductor hätte dringend benötigtes Know-how im Kundenumgang gebracht, aber nach dem Scheitern der Übernahme aufgrund regulatorischer Hindernisse gab es keinen Plan B. Intel hat einen Ruf, dass schwer mit dem Unternehmen zu arbeiten sei, und es fehlt ein kundenorientierter Ansatz; indes zögert TSMC, die Preise für seine Kunden zu erhöhen – es ist also kein Wunder, wer hier gewinnt. Trotzdem „war Gelsinger ein qualifizierter Kandidat, der den Job wollte. In dieser Hinsicht war er wahrscheinlich einzigartig. Heute hat der Vorstand größtenteils schlechtere Optionen.“

Die Hauptkritik der aktuellen Analyse richtet sich an den Intel-Vorstand, in dem sieben von elf Mitgliedern keine tiefergehende Erfahrung in der Halbleiterindustrie vorweisen können.
Die Hauptkritik der aktuellen Analyse richtet sich an den Intel-Vorstand, in dem sieben von elf Mitgliedern keine tiefergehende Erfahrung in der Halbleiterindustrie vorweisen können. (Bild: SemiAnalysis)

Die Fehler von Intel

Doch nicht nur auf personeller Ebene wirft die Analyse Fragen nach der richtigen Strategie auch. Technologisch nimmt sie dabei die 10-nm-Knoten ins Auge (vermutlich eher 14 nm). Im Jahr 2016 planten TSMC und Intel, ihre 10-nm-Prozesse in die Massenproduktion einzuführen. Während TSMC pünktlich mit einem weniger leistungsfähigen Knoten lieferte, verfolgte Intel einen aggressiven Schrumpfungsansatz bei den Prozessorstrukturen, der Quadruple-Patterning, neuartige Cobalt-Interconnects und "Contact over Active Gate" erforderte. Die Ausbeute war schlecht, und es dauerte drei Jahre, um die Fehler im Technologie-Knoten zu beheben. Bis Intel 10-nm-Produkte in großem Umfang auslieferte, hatte TSMC mehr als eine halbe Million N7-Wafer verkauft und war dabei, N5 zu bemustern.

Die Produkte von Intel litten dann unter der stagnierenden Prozesstechnik. Wettbewerber wie AMD profitierten von TSMCs Fertigung und oft auch von besseren Chip-Designs/Architekturen. Der Marktanteil im Rechenzentrum begann zu schrumpfen, und Intels Geschäftsprobleme verschärften sich nur noch.

Das ist ein gut verstandener Teil der Geschichte von Intel. Dennoch „wird aus irgendeinem Grund die Inkompetenz des Vorstands und dessen Führungsentscheidungen selten thematisiert. Der eigentliche Niedergang eines der größten Unternehmen aller Zeiten begann mehr als ein Jahrzehnt zuvor und nahm seinen Ursprung in einem kulturellen Wandel bei Intel.“

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Intels Kultur – Verrottet bis ins Mark

Damit nehmen die Autoren Bezug auf Paul Otellini, auf den „die Geschichte des kulturellen Verfalls bei Intel zurückgeht.“ Paul Otellini und Pat Gelsinger waren um 2005 die Spitzenkandidaten für die Position des CEO. Es war die klassische Wahl zwischen einem "Business-Typ" und einem "Technologen". Die Entscheidung fiel auf Otellini, der damit zum ersten nicht-technischen CEO von Intel aufstieg.

Aus Sicht der Autoren wurde er aufgrund seiner rücksichtslosen, wettbewerbsfeindlichen Geschäftsentscheidungen gewählt, die AMD aus dem CPU-Markt verdrängten und Intels Rolle als Monopol für mehr als ein Jahrzehnt sicherten. Paul Otellini setzte eine Strategie um, die darin bestand, verschiedenen OEMs und Systemintegratoren Zahlungen zu leisten, damit sie keine Produkte von AMD verwendeten, was AMDs Einnahmen, F&E und Investitionen in Fabs stark beeinträchtigte. Allein an Dell wurden rund 4,3 Milliarden Dollar gezahlt – das war der einzige Grund, warum Dell in dieser Zeit überhaupt profitabel war. Intel und die EU streiten bis heute über dieses wettbewerbswidrige Verhalten vor Gericht.

Von da an dominierten Geschäftsentscheidungen die Technologie: Die Autoren beziehen sich auf ehemalige Intel-Mitarbeiter, die glauben, dass Paul Otellini der Grund für die politische Hölle war, zu der das Unternehmen wurde. Vor Otellini hatte Intel die Andy-Grove-Kultur der "konstruktiven Konfrontation", der datengetriebenen Entscheidungsfindung, des intensiven Fokus auf Ausführung und extreme Verantwortlichkeit verinnerlicht. „Es gibt viele gute Bücher darüber, aber sprechen Sie mit einem Intel-Veteranen, und er wird Ihnen erzählen, dass die Leute immer Zahlen hatten, um ihre Meinung zu untermauern, und sich oft gegenseitig bei Entscheidungsprozessen angeschrien haben. Dennoch wurde sich für einen Weg entschieden und dieser eingeschlagen; das Unternehmen vereinte sich und ging voran. Intel war damals ein unaufhaltsamer Güterzug.“

Demnach hatte Intel eine harte, aber produktive Art, Dinge zu erledigen. Paul Otellini änderte das. Technische Entscheidungen wurden zugunsten politischer Machtspiele verdrängt, und der Weg nach vorne bestand im gesamten Unternehmen in Machtkämpfen zwischen den verschiedenen Lehen. Dieser kulturelle Verfall begann unter Paul Otellini und setzte sich bis zur Ankunft von Pat Gelsinger fort.

Neben der Änderung der Unternehmenskultur zählen die Autoren weitere „zahlreiche katastrophale Entscheidungen“ auf, die der Vorstand genehmigte:

  • eine absurde Einkaufstour, bei der völlig branchenfremde Unternehmen wie McAfee gekauft wurden,
  • die sträfliche Vernachlässigung der Möglichkeit, ins iPhone-Geschäft einzusteigen, obwohl diese Chance geradezu auf dem Silbertablett serviert wurde.

Das Scheitern beim Einstieg in den Mobilfunkmarkt und der Aufstieg von Arm, „wird Intel für immer verfolgen.“

Brian Krzanich „eine Katastrophe als CEO“

Doch das ist nicht das Ende der Geschichte: Pauls Ottelinis Nachfolger war laut der Analyse noch schlimmer. Brian Krzanich war eine Katastrophe als CEO. Er leitete das Debakel um den 10-nm-Knoten. Dieses Missmanagement der Fabs sei das größte Problem, mit dem das Unternehmen konfrontiert war, da dies der Kern von Intel ist. Trotz dieser Probleme wurde Krzanich erst gefeuert, als eine illegale Beziehung am Arbeitsplatz bekannt wurde. Der Vorstand, der ihn nominierte, beinhaltete John Donahoe – „den CEO, der Nike uncool machte“ – sowie den zukünftigen Vorsitzenden Frank Yeary. „Es könnten Bücher über Brians Versagen als Anführer, schlechte Übernahmen und die Verwahrlosung der technischen Führungsposition von Intel geschrieben werden, aber die Realität ist, dass er ein Nebenprodukt der toxischen Unternehmenskultur war.“

Kleines "Schmankerl am Rande": Krzanich sprach 2018 auf dem AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress – was aber niemand ahnte: Die Präsentation vor dem erlesenen Automobil-Publikum sollte gleichzeitig Krzanichs letzter Auftritt als Chef des Halbleiterherstellers sein – am Tag darauf wurde Krzanich entlassen.

Save the date: 29. Automobil-Elektronik Kongress

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Finanzielle Tricksereien ebneten den Weg in die Hölle für Intel

Wer glaubt, die Autoren würden langsam Milde walten lassen, den muss ich enttäuschen. Denn „der Vorstand 2018 setzte noch eins drauf, indem er Krzanich durch den ersten wirklich nicht-technischen CEO in der Geschichte von Intel ersetzte: Bob Swan.“ Technisch gesehen war Paul Otellini der erste nicht-technische CEO, aber die Analyse hält ihm zugute, dass er mehr als 30 Jahre im Unternehmen verbrachte, darunter als technischer Berater des legendären Andy Grove und Leiter der Mikroprozessorabteilung.

Swan hingegen war ein professioneller CFO – Intel war sein zehnter CFO-Posten – und so trat die Prozessentwicklung zugunsten von Finanzmanövern in den Hintergrund. Unter Swan gab Intel genauso viel Geld für Aktienrückkäufe aus wie für Investitionen in Fabs: mehr als 36 Milliarden US-Dollar für Rückkäufe gegenüber 38 Milliarden US-Dollar für Investitionen. „Dies war ein Verbrechen in einer kapitalintensiven Branche, während das Unternehmen Marktanteile verlor und mehr als zwei Technologieknoten hinter seinem Hauptkonkurrenten zurücklag.“

Brian Krzanich, Bob Swan und der Intel-Vorstand kürzten nicht nur Investitionen, sondern auch technisches Talent in großem Umfang. Von 2013 bis 2020 gab es in vier von sieben Jahren einen Rückgang beim Personalbestand, während das Geschäft seine technische Führung verlor – und gleichzeitig fantastische Gewinne erzielte. Ihr untätiger, nicht-technischer Blick führte zu technologischer Inkompetenz und dazu, dass „Politiker wie Navin Shenoy, Murthy Renduchintala, Aicha Evans, Remi El-Ouazzane und viele andere schreckliche Entscheidungen im gesamten Unternehmen trafen. Dies ist nur eine kurze Liste.“ Pat Gelsinger bezeichnen sie dagegen als Heilung, der viele der Fürstentümer und Inkompetenzen dieser Manager ausräumte. „Unsere einzige Kritik an der Kultur Gelsingers ist, dass er zu nett ist, ihnen Chancen gibt und es nicht schneller macht.“

Was ist mit den Direktoren, die dieses Verhalten förderten? Fünf dieser zehn Mitglieder im Vorstand haben gerade Pat Gelsinger gefeuert. Nach der Entlassung erklärte der Vorsitzende Frank Yeary in einer Pressemitteilung: "Als Vorstand wissen wir vor allem, dass wir unsere Produktgruppe in den Mittelpunkt all unseres Handelns stellen müssen."

Dies ist eine rückwärtsgewandte Strategie, die Intel nicht retten wird. Der Vorstand begeht anscheinend einen weiteren kurzsichtigen Fehler, auf den er spezialisiert zu sein scheint. Der Vorstand ist blind, aber das Gleiche gilt für die neuen Co-CEOs, den CFO David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus. Michelle Johnston Holthaus ist die ehemalige Vertriebs-, Marketing- und Kommunikationsleiterin sowie Chief Revenue Officer, und David Zinsner kam 2022 hinzu. Intel braucht in dieser kritischen Zeit Führung, aber diese Co-CEOs sind nicht die richtigen Leute für diesen Job.

Der Verlust von Intels "Moat" im x86- und Produktgeschäft

Intel profitierte über Jahrzehnte von zwei entscheidenden Wettbewerbsvorteilen, den sogenannten "Moats": einerseits von seiner führenden Prozesstechnologie und andererseits von der Dominanz der x86-Architektur. Diese beiden Säulen bildeten das Fundament der Vormachtstellung Intels im Markt für Prozessoren. Der Text macht jedoch deutlich: „Intel hatte eine Festung im x86-Bereich, und x86 war eine Festung im Bereich des Rechnens“, und zeigt, dass diese strategischen Vorteile heute nicht mehr existieren.

Die Dominanz der x86-Architektur basierte auf ihrer zentralen Rolle in der PC-Welt. Insbesondere durch die enge Allianz mit Microsoft, die als „Wintel“-Partnerschaft bekannt wurde, konnte Intel seine Position festigen. Softwareentwickler konzentrierten sich fast ausschließlich auf x86-basierte Plattformen, da Windows, das dominierende Betriebssystem, auf dieser Architektur lief. Das führte zu einem selbsterhaltenden Kreislauf: „Kunden wollten Windows-PCs wegen der größeren Auswahl an Software, und um Windows zu nutzen, musste man einen x86-basierten Prozessor kaufen.“ Dieser Kreislauf verstärkte Intels Monopolstellung.

AMD, ein Konkurrent, der ebenfalls x86-Patente besaß, blieb lange Zeit hinter Intel zurück, da seine Fertigungstechnologien weniger fortschrittlich waren. Das sicherte Intel über Jahrzehnte hinweg den größten Anteil am Markt für PC-Prozessoren.

Die Vor-Smartphone-Ära und die Veränderungen im Markt

Vor dem Siegeszug der Smartphones war der Markt klar definiert: Der Desktop-PC stand im Zentrum der persönlichen und beruflichen Computernutzung. Mit der Einführung von Smartphones und neuen Software-Ökosystemen wie iOS und Android begann jedoch ein fundamentaler Wandel. Intel verlor hier den Anschluss, da die eigene Strategie für den Smartphone-Markt „zu spät, halbherzig und von einer PC-Denkweise geprägt“ war. Smartphones und Tablets begannen, den PC als Hauptrechner für viele Verbraucher zu ersetzen, da sie den Alltag besser ergänzten. Der Text stellt fest: „Für viele Verbraucher ist das Smartphone die primäre Methode der persönlichen Computernutzung und nicht mehr der dedizierte PC.“

Apple, ARM und die neue Konkurrenz im x86-Client-Markt

Die Partnerschaft zwischen Apple und ARM brachte Intel erhebliche Schwierigkeiten. Apple konnte die langjährige Erfahrung mit den A-Serie-Chips für iPhones nutzen, um die M-Serie für Macs zu entwickeln. Diese ARM-basierten Prozessoren boten zahlreiche Vorteile. Sie führten zu „erheblichen Leistungssteigerungen“ und „deutlichen Verbesserungen der Akkulaufzeit“. Durch den Wechsel zu ARM-basierter Architektur erreichte Apple nicht nur eine höhere Performance, sondern auch „bessere Margen“.

Doch Apple ist nicht der einzige Konkurrent, der Intel im Client-Markt herausfordert. ARM-basierte PCs gewinnen zunehmend an Bedeutung. Qualcomm hat beispielsweise den Snapdragon X veröffentlicht, während Nvidia und MediaTek ähnliche Produkte entwickeln. AMD arbeitet sogar an einer ARM-basierten CPU speziell für Microsoft. Der Text betont, dass sich ein Wandel im Markt vollzieht: „Was wichtig ist, ist, dass der Damm gebrochen ist und bald eine Flut folgen wird.“

Der Wandel im Datacenter-Markt

Auch im Markt für Rechenzentren verlagert sich das Gleichgewicht. Der Erfolg von AWS Graviton, einem ARM-basierten Server-Prozessor, ist bemerkenswert. Laut AWS werden über „50 Prozent der gesamten CPU-Kapazität, die in unsere Rechenzentren geliefert wurde, von AWS Graviton bereitgestellt.“ Andere große Hyperscaler wie Google (mit Axion), Microsoft (Cobalt) und Alibaba (Yitian) entwickeln ebenfalls ARM-basierte CPUs.

Ein weiterer wichtiger Trend sind spezialisierte Workloads, die durch die zunehmende Bedeutung von generativer KI und anderen spezialisierten Anwendungen vorangetrieben werden. Nvidia’s Grace CPU, die ARM-basiert ist, ersetzt zunehmend Intels Xeon-Prozessoren in High-End-Server-Konfigurationen. Dies steht für eine allgemeine Entwicklung hin zu spezialisierten Chips wie AWS Nitro oder Google Argos VPU, die darauf abzielen, Kosten zu senken und spezifische Workloads zu optimieren.

Was ist der entscheidender Schlüssel zur Zukunft von Intel?

Die Abteilung Intel Foundry wird im Text als essenziell für die USA und die westliche Welt beschrieben. Der Text hebt hervor, dass „hochmoderne Halbleiter entscheidend für Verbraucher-, Industrie- und militärische Anwendungen sind“. Ohne Intel wäre die westliche Hemisphäre stark von TSMC abhängig, das in Taiwan ansässig ist. Dies birgt geopolitische Risiken, da Taiwan eine strategisch umstrittene Region ist.

Intel Foundry könnte mit Technologien wie Gate-All-Around-Transistoren und Backside-Power-Delivery einen Wettbewerbsvorteil erlangen. Der Text betont jedoch, dass solche Fortschritte von „erheblicher Kapitalinvestition“ abhängen: „Intel Foundry wird allein in den nächsten drei Jahren 36,5 Milliarden Dollar nur für die Ausstattung der Waferfabriken benötigen.“

Empfehlungen für Intel und die geopolitische Bedeutung

Der Text schlägt drastische Maßnahmen vor, um Intel Foundry zu retten. Intel sollte sich auf die Foundry konzentrieren und die Produktgruppen verkaufen, um finanzielle Ressourcen freizusetzen. Dies wird als einzige realistische Option beschrieben, um die Foundry auf den neuesten Stand zu bringen: „Intel Foundry sollte sich laserartig auf zwei Dinge konzentrieren: 1) eine konkurrenzfähige Prozesstechnologie und 2) den Wechsel von Designprojekten von TSMC zu Intel so günstig und einfach wie möglich zu machen.“

Abschließend betont der Text, dass Intel Foundry nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch von entscheidender Bedeutung ist: „Wenn Sie der Aussage des Nationalen Sicherheitsberaters Jake Sullivan glauben, dass ‚es wahrscheinlich keine andere Technologie gibt, die in den kommenden Jahren entscheidender für unsere nationale Sicherheit sein wird‘, dann müssen Sie glauben, dass Intel Foundry... ebenso kritisch ist.“

AMD hat Jahren des Aufholens Intel mittlerweile bei den Umsätzen in Datencentern überholt und der Trend dauert an.
AMD hat Jahren des Aufholens Intel mittlerweile überholt und der Trend dauert an. (Bild: SemiAnalysis)

Die Analyse kündigt weitere, kostenpflichtige Abschnitte an, die sich mit den Zukunftsaussichten von Intel unter der neuen Führung von David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus befassen. Dazu gehören Themen wie die Kostenstruktur und Roadmap von Intels Client-Sparte (inklusive Meteor Lake, Lunar Lake, Arrow Lake und Panther Lake), der vermeintlich verzweifelte Versuch mit der 10-nm-Technologie „Bartlett Lake“, sowie Nvidias aggressiver Vorstoß in den PC-Markt mit mehreren SoCs. Auch Intels Pläne im Datacenter-Bereich werden detaillierter untersucht, einschließlich der Roadmaps für Sierra Forest, Granite Rapids, Clearwater Forest und Diamond Rapids, die laut der kostenfreien Analyse unzureichend sind.

Besonders interessant klingt die Erwähnung, dass Intel den Hyperscalern stärkere ARM-Optionen bieten müsste, während das Konzept einer „Systems Foundry“ als zukunftsweisend beschrieben wird. Schließlich wird spekuliert, dass Intel möglicherweise sein PC-Geschäft verkaufen muss, um sich auf andere Bereiche zu konzentrieren.

Obwohl die Details dieser Abschnitte hinter einer Bezahlschranke liegen, liefert die frei zugängliche Analyse bereits genug Brisanz: Die Entlassung von Pat Gelsinger, die strukturellen und kulturellen Probleme bei Intel sowie die düsteren Aussichten für x86 und die Produktgruppen zeichnen ein alarmierendes Bild von Intels derzeitiger Lage. Schon ohne die kostenpflichtigen Inhalte ist klar, dass Intel tiefgreifende Reformen benötigt, um langfristig überlebensfähig zu bleiben.

Update vom 13.12.2024: Intel erwägt Abspaltung der Chipfertigung – Fortsetzung der 18A-Technologie entscheidend

Nach dem Rücktritt von Pat Gelsinger und der Übergabe an die Interim-CEOs David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus könnte die bisherige Strategie, Chipdesign und -fertigung unter einem Dach zu vereinen, auf den Prüfstand gestellt werden. Während Gelsinger für die Vision stand, Intel als Auftragsfertiger für andere Hersteller zu etablieren, blieb der erhoffte Erfolg aus. Infolgedessen häuften sich massive Verluste: 16,6 Milliarden Dollar Verlust im letzten Quartal. Die neue Führung deutet nun an, dass eine Ausgliederung der Chipfertigung – ähnlich wie es AMD bereits vor 15 Jahren mit der Gründung von Globalfoundries tat – nicht ausgeschlossen ist.

Die Zukunft dieser Strategie hängt laut Heise maßgeblich von Intels 18A-Technologie ab, einem kritischen Schritt, nachdem die vorherige 20A-Technologie den Erwartungen nicht gerecht wurde. Zwar konnte Intel bereits prominente Kunden wie Microsoft und Amazon für die 18A-Fertigung gewinnen, doch die langfristige Rentabilität bleibt ungewiss.

Intel Foundry Services, die als eigenständige Sparte innerhalb des Unternehmens operiert, könnte der erste Schritt in Richtung einer vollständigen Abspaltung sein. Mit separaten Prozessen und Systemen scheint Intel auf eine mögliche Auslagerung vorbereitet zu sein, auch wenn die Entscheidung letztlich bei der neuen CEO-Führung liegen wird – wie auch immer diese aussehen wird.

Was hinter Intels 18A-Fertigungsprozess steckt

Intel entwickelt den fortschrittlichen 18A-Fertigungsprozess, der ab 2025 in die Massenproduktion gehen soll. Dieser Prozess integriert zwei Schlüsseltechnologien:

  1. RibbonFET: Eine Gate-All-Around-Transistor-Architektur für bessere Stromkontrolle und geringeren Energieverbrauch bei weiterer Miniaturisierung.
  2. PowerVia: Eine Technologie zur Stromzufuhr über die Rückseite des Wafers, die den Widerstand reduziert und die Energieeffizienz steigert.

Erste Fortschritte sind bereits sichtbar, da die Prozessoren Panther Lake und Clearwater Forest, die mit diesem Prozess gefertigt wurden, erfolgreich getestet und gebootet werden konnten. Intel plant, die Serienfertigung Ende 2024 aufzunehmen, wobei die Defektdichte mit weniger als 0,4 Defekten pro Quadratzentimeter auf einem wettbewerbsfähigen Niveau liegt.

Dennoch gibt es Herausforderungen: Einige Test-Wafer zeigen Qualitätsmängel, die noch evaluiert werden, und Intel muss genügend Produktionskapazitäten für interne und externe Kunden aufbauen. Microsoft konnte bereits als erster externer Kunde für diese Technologie gewonnen werden. Mit dem 18A-Prozess will Intel im Wettbewerb mit TSMC und Samsung aufholen und sich als zuverlässiger Foundry-Dienstleister positionieren. Amazon ist nach Microsoft der zweitgrößte 18A-Kunde von Intel.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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