
Die Geschichte der Elektrotechnik ist natürlich geprägt von Erfindungen. Aber auch Skandale und wirtschaftliche Intrigen zählen zur Wahrheit: Von der Elektrifizierung bis zur Halbleitertechnologie entstanden unter großem Druck bahnbrechende Innovationen – oft begleitet von harten Konkurrenzkämpfen. (Bild: ideogram)
Elektrotechnik hat seit dem 19. Jahrhundert unser Leben revolutioniert – und tut es heute umso mehr. Mit visionären Erfindungen und Innovationen, die den Alltag innerhalb kürzester Zeit veränderten, traten jedoch auch immer wieder Skandale, wirtschaftliche Intrigen und beachtliche Durchbrüche zutage. Während viele Entwicklungen als Meilensteine gefeiert wurden, zeigen andere Fälle die Schattenseiten der Branche: Konkurrenzkämpfe, unethische Geschäftspraktiken und groß angelegte Vertuschungsaktionen. Manche Wissenschaftler und Ingenieure erhielten für ihre Leistungen Weltruhm, andere wurden trotz maßgeblicher Beiträge übergangen oder gerieten in Vergessenheit. Ebenso missachteten Konzerne oftmals Menschenrechte, Umweltauflagen und ethische Standards, um ihre Profite zu maximieren.
Von den frühen Tagen der Elektrifizierung bis hin zu aktuellen Skandalen großer Technologiekonzerne zeigt sich, dass Fortschritt nicht ohne Kontroversen auskommt. Die folgenden kompakten Kapitel werfen einen Blick auf einige der prägendsten Fälle in der Elektrotechnik: von historischen Auseinandersetzungen wie dem sogenannten "Stromkrieg" zwischen Edison und Tesla über moderne Skandale wie Dieselgate bis hin zu den höchst fragwürdigen Arbeitsbedingungen bei Foxconn.
Der "Stromkrieg" – Edison gegen Tesla
Thomas Edison und Nikola Tesla prägten Ende des 19. Jahrhunderts mit ihrer Rivalität um die Stromversorgung eine Zeit, in der Elektrizität noch kaum kontrolliert und kaum verstanden war. Edison, der „Zauberer von Menlo Park“, hatte bereits mit seiner Glühlampe und dem Aufbau erster Kraftwerke in Manhattan Aufsehen erregt. Sein Gleichstromsystem besaß jedoch gravierende Nachteile: Umspannungen waren nicht ohne Weiteres möglich, sodass Kraftwerke im Abstand weniger hundert Meter nötig waren.
Nikola Tesla wollte dies ändern und setzte auf Wechselstrom. Er erkannte, dass sich hochtransformierter Strom über große Entfernungen verlustarm leiten und vor Ort wieder auf sichere Spannungen herunterregeln ließ. Unterstützt wurde er von George Westinghouse, einem visionären Unternehmer, der sich das Potenzial dieser Technik zunutze machen wollte.
Edison startete eine massive Schmutzkampagne, um Teslas System in Verruf zu bringen. Er demonstrierte öffentlich die Gefährlichkeit des Wechselstroms, indem er Tiere durch Stromschläge tötete und empfahl, den elektrischen Stuhl mit AC zu betreiben. Trotzdem erwies sich Teslas Idee als überlegen. Spätestens die Elektrifizierung der Niagara-Fälle zeigte, dass hohe Spannungen für Großprojekte notwendig waren und Wechselstrom ökonomisch und technisch klar im Vorteil lag.
Letztlich setzte sich das AC-System weltweit durch und bildet bis heute die Grundlage unserer Stromnetze. Die Rivalität zwischen Edison und Tesla verdeutlicht, wie eng Innovation, wirtschaftliche Interessen und persönliche Eitelkeiten miteinander verflochten sein können. Während Edisons Ruf vor allem auf seinen zahlreichen Patenten und Erfindungen beruht, ging Tesla als visionärer Außenseiter in die Geschichte ein. Doch beide trugen maßgeblich dazu bei, Elektrizität für die moderne Welt nutzbar zu machen.
Geniale Rivalen: Elektrizität - Edison gegen Tesla
Parallele Erfindungen von Transistor und IC – und ihre Kontroversen
Die Geschichte der modernen Elektronik ist geprägt von mehreren „Doppelerfindungen“, bei denen dieselbe Idee nahezu zeitgleich an unterschiedlichen Orten umgesetzt wurde. Zwei besonders eindrückliche Beispiele dafür sind der Transistor und der integrierte Schaltkreis (IC), die beide Ende der 1940er- beziehungsweise Ende der 1950er-Jahre entstanden. In beiden Fällen sorgte die Frage, wer die wahren „Väter“ der Erfindung seien, für anhaltende Diskussionen und in Teilen auch für Skandale.
Der Transistor
Im Dezember 1947 präsentierten John Bardeen, Walter Brattain und William Shockley von den Bell Labs in den USA den ersten funktionsfähigen Punktkontakt-Transistor. Ihr Durchbruch basierte auf jahrelanger, zielgerichteter Forschung – und etwas Zufall – in einem eng vernetzten Team aus Physikern, Chemikern und Metallurgen. Diese Strategie war neu: Anders als klassische Einzelerfinder setzten die Bell Labs auf groß angelegte Ressourcen und systematisches „Systems Engineering“. Das rasch angemeldete Patent sicherte ihnen eine komfortable Ausgangsposition, um den Transistor zu kommerzialisieren und ihn als Nachfolger der voluminösen Elektronenröhren zu etablieren.
Zeitgleich gelang jedoch auch in Paris ein ganz ähnlicher Durchbruch. Die deutschen Physiker Herbert Mataré und Heinrich Welker forschten nach dem Zweiten Weltkrieg im französischen Umfeld und bauten Anfang 1948 ihren „Transistron“. Dieses Halbleiterbauelement wies nahezu dieselbe Grundidee auf wie das US-Pendant. Die schwierigen Nachkriegsbedingungen und die fehlende mediale Aufmerksamkeit in Europa sorgten dafür, dass Mataré und Welker international kaum Beachtung fanden. Viele Beobachter empfanden dies als Skandal, insbesondere da das Nobelpreis-Komitee ausschließlich das Bell-Labs-Team würdigte. Auch zwischen den US-Forschern selbst entstanden Spannungen: Shockley fühlte sich anfangs übergangen, da der eigentliche Durchbruch in seiner Abwesenheit gelang.
Der integrierte Schaltkreis (IC)
Ein Jahrzehnt später wiederholte sich diese parallele Entwicklung: 1958 präsentierte Jack Kilby bei Texas Instruments einen ersten IC-Prototyp, indem er alle aktiven Bauelemente auf einem Siliziumchip platzierte. Fast gleichzeitig stellte Robert Noyce von Fairchild eine alternative Lösung vor, bei der er den sogenannten Planarprozess nutzte, um Leiterbahnen direkt in das Substrat zu ätzen. Obwohl beide Ansätze funktionierten, wurde lange diskutiert, wem die Erfindung gebührt. Da die IC-Technologie innerhalb kürzester Zeit eine Schlüsselrolle in der Computer- und Unterhaltungselektronik einnahm, waren hohe Lizenzgebühren und Patentrechte im Spiel. Es kam zu Streitigkeiten, die vergleichsweise rasch in gegenseitigen Lizenzabkommen mündeten. Trotzdem empfanden viele, dass Noyce zu wenig Anerkennung bekam, nachdem Kilby später den Physiknobelpreis erhielt. Auch andere Beteiligte, wie der Planarprozess-Pionier Jean Hoerni, gerieten in den Hintergrund.
Kontroversen und Skandale
Die Geschichte von Transistoren und ICs zeigt, wie wirtschaftliche Interessen, Rivalitäten zwischen Erfinderpersönlichkeiten und nationale Forschungsstrategien die Wahrnehmung von Innovationen beeinflussen können. Dies führt dazu, dass einige Forscher trotz ihrer innovativen Beiträge nicht die gleiche Anerkennung erfahren wie ihre Kollegen. Beim Transistor gilt es als eklatantes Beispiel für eine Ungleichbehandlung, dass die europäischen Forscher lange Zeit kaum gewürdigt wurden. In den USA führte die Erstentwicklung zu harten Patentstreitigkeiten: Bell Labs, Fairchild und spätere Ableger wie Intel oder Texas Instruments kämpften um Lizenzeinnahmen.
Obwohl diese Auseinandersetzungen nicht immer in der Öffentlichkeit standen, betrachteten viele Zeitgenossen sie als Skandal. Sie verdeutlichten, wie abhängig der Forschungserfolg von Ressourcen, dem politischen Umfeld und einer medienwirksamen Darstellung sein kann. Ein weiteres Beispiel für diese Problematik ist die Vergabe von Nobelpreisen. Oft wurden nur wenige Personen ausgezeichnet, obwohl mehrere Teams nahezu gleichzeitig dieselben Ideen verwirklichten.
Der Kampf um das Fernsehen – Farnsworth gegen Sarnoff
Doch nicht nur beim „Stromkrieg“ zwischen Edison und Tesla oder beim Wettlauf um den Transistor kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen – auch die Erfindung des Fernsehens war von Rivalitäten, finanziellen Kämpfen und juristischen Streitigkeiten geprägt.
Im Zentrum dieses Wettlaufs standen zwei Männer: Philo Farnsworth, ein talentierter Jungforscher aus Idaho, und David Sarnoff, der mächtige Präsident der Radio Corporation of America (RCA). Farnsworth hatte bereits als Jugendlicher die Idee eines vollelektronischen Fernsehsystems und meldete 1927, im Alter von nur 19 Jahren, sein erstes Patent an. Er war überzeugt, dass Bilder in Zeilen gescannt und elektronisch übertragen werden konnten – eine visionäre Vorstellung, die er mit harter Arbeit und begrenzten Mitteln in die Realität umsetzte. Doch seine Erfindung blieb nicht lange unbemerkt.
David Sarnoff erkannte früh das Potenzial des Fernsehens – allerdings wollte er nicht nur Teil dieser neuen Ära sein, sondern sie dominieren. Er unterstützte den Forscher Vladimir Zworykin, der ebenfalls an einer elektronischen Bildübertragung arbeitete, und investierte jährlich Millionen, um RCA zum Marktführer zu machen. Doch als RCA versuchte, Farnsworths Patente zu umgehen, kam es zum Rechtsstreit.
Nach jahrelangen Auseinandersetzungen entschied das US-Patentamt 1935 zugunsten von Farnsworth: Er war der eigentliche Erfinder des elektronischen Fernsehens. Doch der Sieg hatte seinen Preis – die hohen Prozesskosten brachten ihn an den Rand des Ruins. Während Sarnoff weiterhin Millionen in die Kommerzialisierung der Technologie steckte, fehlten Farnsworth die Mittel, um seine Erfindung selbst großflächig zu vermarkten.
Als RCA 1939 auf der New Yorker Weltausstellung das erste regelmäßige Fernsehprogramm vorstellte, war es Sarnoff, der den Ruhm für sich beanspruchte. Obwohl Farnsworth als technischer Pionier in die Geschichte einging, war es Sarnoff, der das Fernsehen zur Massenunterhaltung formte.
Geniale Rivalen: Fernsehen - Farnsworth gegen Sarnoff Doku
Polychlorierte Biphenyle (PCB) – Historische Skandale, Gesundheitsrisiken und umweltgerechte Entsorgung
Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden lange Zeit in Hochleistungskondensatoren und verwandten Bauteilen der Elektroindustrie eingesetzt. Zwischen 1929 und 1984 waren sie weltweit äußerst verbreitet, da ihre hohe thermische Stabilität und hervorragenden Isoliereigenschaften für Transformatoren, Kondensatoren und sogar Hydraulikanlagen attraktiv schienen. Firmen wie Brown, Boveri & Cie. (heute ABB), General Electric, Westinghouse oder Toshiba nutzten PCB in großem Stil, ungeachtet der frühen Warnungen über gesundheitliche Risiken.
Bereits in den 1960er Jahren lieferten erste Studien Hinweise auf die Giftigkeit von PCB. Sie sind biologisch nur schwer abbaubar und reichern sich in der Nahrungskette an. Zudem besteht der Verdacht, dass PCB krebserregend sind und verschiedene Erkrankungen begünstigen, darunter Chlorakne, Leberschäden sowie Störungen des Immun- und Hormonsystems. Trotzdem hielt die Industrie an PCB fest, da kurzfristige wirtschaftliche Vorteile überwogen.
In den 1970er Jahren begannen erste Staaten wie die Schweiz und Schweden, offene Anwendungen von PCB zu verbieten. Deutschland folgte 1978 mit eigenen Restriktionen, bevor die Herstellung 1983 eingestellt wurde. Das Stockholmer Übereinkommen von 2001, das drei Jahre später in Kraft trat, verbietet PCB schließlich weltweit. Viele Altlasten finden sich jedoch weiterhin in elektrischen Anlagen und Gebäuden, vor allem in Bauten der Jahre 1955 bis 1975. Die Entsorgung erfolgt etwa in Untertagedeponien wie Herfa-Neurode und verursacht immense Kosten.
In den USA gab es mehrere Fälle, in denen Firmen für die PCB-Verschmutzung Auflagen erhielten oder in Sammelklagen involviert waren. General Electric etwa musste umfangreiche Maßnahmen zur Sanierung der Hudson River-Region durchführen, was de facto einem milliardenschweren Aufwand gleichkam. Auch in Europa kam es zu Klagen und Schadensersatzforderungen, insbesondere als Umweltschutzgesetze in den 1970er- und 1980er-Jahren verschärft wurden.

Der verschmähte Entwickler der blauen LED
Bereits 1907 entdeckte der Brite H. J. Round, dass ein Siliciumkarbid-Kristall unter Strom grün aufleuchten konnte. Oleg Losev erforschte dieses kalte Glimmen Ende der 1920er Jahre weiter und erkannte den quantenmechanischen Ursprung. Dennoch geriet das Phänomen weitgehend in Vergessenheit, bis in den 1960er Jahren rote und grüne LEDs als Nebenprodukte aus der Halbleiter-Laserforschung hervorgingen.
Die blaue LED blieb jedoch über Jahrzehnte hinweg das große Rätsel, da gleich drei Hindernisse bestanden: Zunächst brauchte es einen Halbleitermix, dessen Energielücke die Wellenlänge für Blau ermöglicht. Außerdem musste für die n- und p-Schichten eine verlässliche Dotierung gelingen. Und zuletzt war eine genügend hohe Lichtleistung notwendig, damit sich die LED kommerziell lohnte. Die Konzerne investierten Millionen, doch bis in die 1980er Jahre blieb der Durchbruch aus.
Shuji Nakamura bei Nichia wagte schließlich das Unmögliche: Unter immensem Druck entwickelte er einen Kristallreaktor, mit dem er reines Galliumnitrid herstellen konnte. 1993 gelang ihm eine funktionierende blaue LED, die um ein Vielfaches heller war als alle Prototypen zuvor. Dieser Erfolg katapultierte Nichia an die Spitze: Die Einnahmen stiegen sprunghaft, vor allem dank der neuen LED-Produkte.
Doch der Triumph hatte eine Schattenseite. Nakamuras Belohnung fiel lächerlich gering aus: Er erhielt nur 170 Dollar Bonus, obwohl seine Entwicklung das Unternehmen zum Marktführer machte. Nachdem er Nichia verließ, folgten Gerichtsprozesse wegen angeblichen Geheimnisverrats. Zwar erstritt er später eine hohe Entschädigung, doch ein Großteil davon floss in Anwaltskosten. Erst 2014 verlieh man ihm den Nobelpreis – spät, aber immerhin eine verdiente Würdigung seiner Pionierleistung.
Die Geschichte der blauen LED
Der Volkswagen-Dieselgate-Skandal
Vor etwa zehn Jahren beschlossen Topmanager und Ingenieure in der Motorenentwicklung, in Millionen Dieselfahrzeugen eine illegale Software einzusetzen, die Abgasmessungen auf dem Prüfstand erkannte und den Motor kurzfristig „sauber“ schaltete. Im normalen Straßenverkehr liefen die Systeme hingegen im „dreckigen“ Modus und produzierten ein Vielfaches an gesundheitsgefährdenden Stickoxiden. Anstatt das Problem technisch sauber zu lösen, setzten Führungskräfte auf Manipulation – getrieben von Zeit- und Kostendruck.
Aus elektronischer Sicht war dies ein hochkomplexer Eingriff: In den Steuergeräten, die Motorleistung und Emissionen regeln, programmierten die Entwickler spezielle Algorithmen zum Umschalten der Abgasreinigung. Das Testverfahren wurde so erkannt, indem etwa das Lenkrad stillstand oder bestimmte Fahrzyklen eingehalten wurden. Durch wiederholte Software-Updates versuchte man sogar, den Betrug zu verschleiern, indem neue Parameter eingebaut wurden, um die Behörden zu täuschen. Hier zeigte sich, wie tief moderne Automobile von Elektronik und Software durchdrungen sind – und wie einfach sich gesetzliche Vorschriften aushebeln lassen, wenn Ingenieure gezielt eine „Defeat Device“-Funktion einbauen.
Die Folgen waren dramatisch: Als US-Behörden den Betrug aufdeckten, folgten Rückrufe in Millionenhöhe, ein massiver Imageverlust und Milliardenstrafen. Über 30 Milliarden Euro musste VW schließlich für Entschädigungen, Strafzahlungen und Rückkaufprogramme aufbringen. Firmenintern musste die Konzernspitze zurücktreten, und weltweit gerieten Führungskräfte sowie Entwickler unter Druck.
Abgas-Skandal: Der VW-Krimi
Lise Meitner und das Ausbleiben des Nobelpreises
Lise Meitner (1878–1968) zählt zu den bedeutendsten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts. Nach ihrem Studium in Wien, wo sie als eine der ersten Frauen überhaupt Physik absolvieren durfte, wechselte sie nach Berlin und arbeitete dort eng mit dem Chemiker Otto Hahn an Untersuchungen zur Radioaktivität. Sie wurde bald zur führenden Expertin für Beta-Strahlung. Gemeinsam verfolgten sie in den 1930er Jahren die Frage, wie sich schwere Atomkerne durch den Beschuss mit Neutronen verändern. Im Dezember 1938 machte das Team eine bahnbrechende Entdeckung, die man rückblickend als Kernspaltung (nuclear fission) bezeichnet: Beim Spalten des Urankerns wird ein gewaltiges Maß an Energie freigesetzt. Meitner und ihr Neffe Otto Robert Frisch entwickelten die theoretische Erklärung für dieses Phänomen und prägten den Begriff "Kernspaltung". Obwohl sie wesentlich zum Verständnis dieser fundamentalen Reaktion beitrug, ging Lise Meitner leer aus, als 1944 – rückwirkend verliehen – der Nobelpreis für Chemie an Otto Hahn allein ging. Dabei wurde Meitner insgesamt 49-mal für den Nobelpreis nominiert, davon 19-mal für Chemie und 30-mal für Physik.
Historiker und Wissenschaftler argumentieren, dass ihre Rolle bei der Deutung der Spaltung nicht weniger wichtig war als Hahns experimenteller Nachweis. Mehrere Faktoren verhinderten jedoch die Ehrung: Zum einen wurde Meitner infolge ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten aus Deutschland isoliert. Zudem stieß sie in Stockholm auf den einflussreichen Physiker Manne Siegbahn, der sie als Konkurrentin sah. Schließlich spielte auch der Umstand eine Rolle, dass sie als Frau nicht das gleiche Renommee erhielt wie ihre männlichen Kollegen – wie es leider oft in der Geschichte der Wissenschaft vorkommt. Bis heute gilt es als schweres Versäumnis der Nobelpreisgeschichte, dass Lise Meitner für die wissenschaftliche Revolution, die sie maßgeblich mitgestaltete, nie die höchste Auszeichnung der Forschung erhielt.
Skandal um die Fangnetze bei Foxconn
Die Arbeitsbedingungen in der Elektronikbranche sind oft Thema kontroverser Debatten, und der Apple-Zulieferer Foxconn dient dafür als paradigmatisches Beispiel. 2010 sorgte eine Serie von Arbeiter-Suiziden in chinesischen Foxconn-Werken für weltweite Schlagzeilen. In der Folge installierte das Unternehmen sogenannte "Anti-Suizid-Netze" an Fabrikgebäuden und Wohnheimen, um Suizide zu verhindern. Mit einer Gesamtfläche von rund 1,5 Millionen Quadratmetern signalisierten diese Netze einerseits ein Bemühen um Schadensbegrenzung, andererseits erinnerten sie eindrücklich an die prekären Umstände vor Ort.
Neben der Installation von Anti-Suizid-Netzen führte Foxconn 24-Stunden-Hotlines, psychologische Beratungen und spezielle Verträge ("No-Suicide Agreements") ein. Dennoch kritisierten Experten und Menschenrechtsorganisationen, dass grundlegende Probleme wie eintönige Fließbandarbeit, kleine Freizeitfenster und geringe Mitspracherechte im Unternehmen fortbestünden. Die Debatte um den Hersteller für elektronische Produkte verdeutlichte, wie sehr das globale Geschäft mit Smartphones, Computern und anderer Elektronik auf den Schultern schlecht entlohnter Arbeitskräfte ruht.
Ähnlich alarmierende Zustände finden sich auch in anderen Teilen der Lieferkette: vom Kongo, wo Kobalt unter oft gefährlichen Bedingungen abgebaut wird, bis hin zu Fabriken in Südostasien, die Elektronikkomponenten fertigen. Die Bedingungen für die dort arbeitenden Menschen sind durch belastende Schichten, mangelnde Sicherheit und geringen gewerkschaftlichen Schutz gekennzeichnet. Die anhaltende Präsenz von Fangnetzen bei Foxconn steht somit nicht nur für das Scheitern tiefgreifender Reformen in einem Werk, sondern symbolisiert die Schwierigkeiten einer ganzen Branche, humane Arbeitsverhältnisse durchzusetzen.
Der Autor: Dr. Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.