Luftaufnahme der im Bau befindlichen Samsung-Chipfabrik im texanischen Taylor: Trotz einer Investitionssumme von über 37 Milliarden US-Dollar und fast abgeschlossenem Rohbau steht der Produktionsstart weiter aus.(Bild: steheap @ AdobeStock)
Der Bau ist nahezu abgeschlossen, doch die Maschinen stehen still: Samsungs neue Chipfabrik in Texas wird später als geplant in Betrieb gehen. Gründe sind fehlende Kunden, technische Umstellungen und eine angespannte Marktlage.
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Stell dir vor du fertigst Chips und keiner braucht sie: So scheint es wohl gerade Samsung zu ergehen. Medienberichten zufolge verzögert der südkoreanische Elektronikriese den Start seiner neuen Halbleiterfabrik im texanischen Taylor. Trotz einer Gesamtinvestition von über 37 Milliarden US-Dollar in den US-Standort und Fördermitteln von bis zu 4,7 Milliarden US-Dollar durch die US-Regierung bleibt unklar, wann die Produktion tatsächlich aufgenommen wird. Grund ist laut mehreren Insiderberichten ein akuter Mangel an Abnehmern für die geplanten Chips.
Das Bauprojekt in Taylor wurde 2021 angekündigt und sollte ursprünglich bereits 2024 produktionsbereit sein. Zwischenzeitlich wurde die Eröffnung auf 2026 verschoben. Nach aktuellem Stand gibt es jedoch keine verbindliche Aussage dazu, wann die Fertigungsanlagen installiert und in Betrieb genommen werden sollen.
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Ein mit dem Projekt vertrauter Insider erklärte gegenüber Nikkei Asia, dass Samsung derzeit schlichtweg keine Kunden für die dort geplanten Halbleiterprodukte habe. Selbst wenn Maschinen verfügbar wären, gebe es momentan keine wirtschaftliche Rechtfertigung für die Installation. Die Nachfrage nach lokal gefertigten Chips sei schwach, insbesondere im Vergleich zu den Erwartungen bei Projektstart.
Ein weiterer Branchenvertreter, der die Chip-Lieferkette in den USA kennt, verwies auf einen zusätzlichen Faktor. Die ursprünglich für die Taylor-Fab geplanten Prozessknoten, etwa die 4-Nanometer-Technologie, seien mittlerweile veraltet. Die Anforderungen potenzieller Kunden hätten sich weiterentwickelt. Samsung habe intern zwar auf die fortschrittlichere 2-Nanometer-Fertigung umgeschwenkt, doch dieser Technologiesprung sei mit erheblichen zusätzlichen Investitionen verbunden. Eine Umrüstung der Fab während des Baus wäre laut Experten teuer und technisch komplex.
Baufortschritt nahezu abgeschlossen
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Laut einer Börsenmeldung von Samsung C&T, der Bausparte des Konzerns, ist die Fertigstellung des Werks baulich weit fortgeschritten. Im März 2025 lag der Baufortschritt bei 91,8 Prozent. Die ursprünglich für April 2024 angesetzte Fertigstellung wurde auf Ende Oktober 2025 verschoben. Dennoch betont Samsung offiziell, dass der Zeitplan für eine Eröffnung im Jahr 2026 eingehalten werden soll. Weitere Details, etwa zum geplanten Start der Maschineninstallation oder zur Kundensituation, wollte das Unternehmen nicht kommentieren.
Schwache Nachfrage und starke Konkurrenz für Samsung
Die schwierige Situation in Taylor ist kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Trends. Während der Bedarf an Hochleistungschips für Künstliche Intelligenz weiter steigt, schwächelt der Absatz in klassischen Anwendungsfeldern wie Smartphones, PCs, Unterhaltungselektronik und Automobiltechnik weiterhin. Hinzu kommen geopolitische Unsicherheiten, insbesondere durch den Technologiekonflikt zwischen den USA und China, der eine vollständige Erholung des weltweiten Chipmarkts bremst.
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Besonders herausfordernd ist der Wettbewerb mit TSMC. Der taiwanische Marktführer dominiert das globale Foundry-Geschäft mit einem Marktanteil von über 67 Prozent. Samsung liegt mit nur 7,7 Prozent deutlich abgeschlagen auf Platz zwei. TSMC konnte in Arizona trotz anfänglicher Probleme seine erste US-Fab Ende 2024 in Betrieb nehmen. Inzwischen produziert das Unternehmen dort Chips für Kunden wie Nvidia, AMD, Amazon und Google. Anfang 2025 kündigte TSMC weitere Investitionen von rund 100 Milliarden US-Dollar für den Ausbau seiner US-Standorte an, unter anderem für Packaging- und Backend-Prozesse.
Samsung hingegen kämpft mit zusätzlichen Herausforderungen im operativen Geschäft. Die Ausbeute, also der Anteil funktionierender Chips pro Wafer, war in der Vergangenheit instabil. Das führte zu Verlusten bei Aufträgen und einer insgesamt unterdurchschnittlichen Auslastung der Fertigungskapazitäten. Laut der Analystin Joanne Chiao von TrendForce konnten die Yield-Probleme inzwischen teilweise verbessert werden. Dennoch belasten die US-Exportbeschränkungen für fortschrittliche Chips nach China das Geschäft zusätzlich.
HBM-Geschäft schwächelt – Gewinneinbruch bei Samsung
Samsung verzeichnet im zweiten Quartal 2025 einen Gewinneinbruch von 56 % auf 2,86 Mrd. €. Grund sind schwache Verkäufe von High Bandwidth Memory (HBM) für KI-Anwendungen und US-Exportbeschränkungen nach China. Analysten machen jedoch vor allem eigene Defizite verantwortlich: Technologisch liegt Samsung bei HBM3E-Chips hinter SK Hynix und Micron zurück. Statt Nvidia beliefert Samsung bisher nur AMD.
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Die Chip-Sparte sackte um 90 % auf 311 Mio. € ab – niedrigster Wert seit eineinhalb Jahren. Während die Smartphone-Sparte zulegte, drohen dort neue Margenprobleme durch US-Zölle. Im klassischen DRAM-Geschäft ist Samsung mit 34 % Marktanteil inzwischen nur noch die Nummer zwei hinter SK Hynix (36 %). Der Ausblick bleibt schwach.
Samsung bemüht sich laut Marktbeobachtern weiterhin darum, neue Kunden für seine Foundry-Sparte zu gewinnen. Insbesondere der US-Markt bleibt für das Unternehmen strategisch wichtig, nicht zuletzt aufgrund der staatlichen Förderung im Rahmen des CHIPS and Science Act. Die texanische Fab könnte unter günstigen zumindest in kleinem Maßstab produktionsbereit gemacht werden. Ob daraus ein rentabler Großbetrieb wird, hängt maßgeblich davon ab, ob Samsung verlässlich Aufträge für die geplante 2-Nanometer-Technologie gewinnen kann.
Samsung betreibt seit Jahrzehnten eigene Chipfabriken in Südkorea und seit 1996 auch in Austin, Texas. Der Foundry-Bereich wurde 2005 als strategisches Geschäftsfeld aufgebaut, steht aber seither im Schatten des dominanten Marktführers TSMC. Während TSMC auf eine reine Auftragsfertigung ohne Konkurrenz zu seinen Kunden setzt, kombiniert Samsung Foundry die Auftragsproduktion mit der Entwicklung eigener Chips. Diese Doppelrolle wird von potenziellen Kunden häufig kritisch gesehen.
In den letzten Jahren versuchte Samsung verstärkt, sich im Bereich hochmoderner Nodes – insbesondere unter 5 Nanometern – als Alternative zu TSMC zu positionieren. Ein wesentliches Ziel ist es, im lukrativen Markt für KI- und Hochleistungsanwendungen Fuß zu fassen. Dazu gehören unter anderem GPUs, dedizierte KI-Beschleuniger und Serverprozessoren. Die Verzögerung in Texas zeigt jedoch, wie schwer es ist, diesen strategischen Anspruch auch in konkretes Geschäft umzusetzen.
Der Autor: Martin Probst
(Bild: Hüthig)
Zunächst mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann in eine ganz andere Richtung gestartet, fand Martin Probst aber doch noch zum Fachjournalismus. Aus dem Motto „Irgendwas mit Medien“ entwickelte sich nach ein wenig Praxiserfahrungen während des Medienmanagement-Studiums schnell das Ziel in den Journalismus einzusteigen. Gepaart mit einer Affinität zu Internet und Internetkultur sowie einem Faible für Technik und Elektronik war der Schritt in den Fachjournalismus – sowohl Online als auch Print – ein leichter. Neben der Elektronik auch an Wirtschafts- und Finanzthemen sowie dem Zusammenspiel derer interessiert – manche Sachen wird man glücklicherweise nicht so einfach los. Ansonsten ist an ihn noch ein kleiner Geek verloren gegangen, denn alles was irgendwie mit Gaming, PCs, eSports, Comics, (Science)-Fiction etc. zu tun hat, ist bei ihm gut aufgehoben.