Kuka ist mit Robotik und Automatisierung in einem  Bereich aktiv, der auch junge Menschen fasziniert.

Kuka ist mit Robotik und Automatisierung in einem Bereich aktiv, der auch junge Menschen fasziniert. Aber während Cornoa hatte das Unternhemen keine Möglichkeit, an Schulen für eine Ausbildung zu werben. Das Ergebins: Die Bewerberzahlen gingen zurück. (Bild: Kuka)

Was für Ausbildungsmöglichkeiten bietet ihr Unternehmen an?

Bei uns gibt es zwei Möglichkeiten: Eine klassische Ausbildung dauert ungefähr dreieinhalb Jahre und eine und die Auszubildenden schließen sie beispielsweise als „Facharbeiter für Elektrotechnik“ ab. Kann man eine duale Verbundausbildung, also eine Ausbildung mit integriertem Studium, machen. Hier hat man am Ende zusätzlich zum Facharbeiter einen Bachlor of Science als Abschluss.

Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um Schüler auf Ihr Unternehmen aufmerksam zu machen?

Wir bieten Betriebserkundungen und Praxistage für Schulen sowie einwöchige Schnupperpraktika an. Außerdem arbeiten wir in verschiedenen Schulkooperationen mit Schülerinnen und Schüler über das gesamte Jahr an gemeinsamen Projekten, wie zum Beispiel der Konstruktion eines eigenen Roboters. Auch auf Schülermessen, Berufsinfoabenden oder dem Augsburger Job-Shuttle sind wir aktiv. Am Girls‘ Day wollen wir mit einem Forschercamp junge Frauen für die Technik begeistern und im Rahmen der European Robotics Week gibt es zahlreiche Aktionen für Schulen und Eltern.

Hat sich die Zahl der Bewerber für die Ausbildungsplätze in den letzten Jahren geändert?

Corona war hier ein deutlicher Einschnitt. Vor Corona hatten wir keine Probleme, unsere Stellen für Auszubildende zu besetzen. Als Beispiel: Wir haben – mit Blick auf unsere Elektroniker – 10 Ausbildungsplätze zu vergeben und sieben Plätze für einen dualen Studiengang Elektronik

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Wir fangen immer im September an, diese Stellen auszuschreiben. Vor Corona hatten wir bereits bis Januar alle Stellen besetzt. Aktuell haben wir im Mai noch offene Stellen für die duale Verbundausbildung. Also haben wir hier seit Corona deutliche Schwierigkeiten, unsere Stellen zu besetzen.

Warum hatte Corona so einen großen Einfluss auf die Bewerberzahlen?

Kuka ist mit Robotik und Automatisierung in einem sehr spannenden Bereich aktiv, der auch junge Menschen fasziniert. Wir hatten aber währen der Pandemie keine Möglichkeit, in die Schulen zu gehen, um hier für unser Unternehmen zu werben. Wir konnten keine Schülerpraktika anbieten, den jungen Leuten keine Vor-Ort-Einblicke in unsere neue Lehrwerkstatt geben, bei denen sie selbst Roboter steuern können, und nicht an Berufsinformationsmessen für Schüler teilnehmen. Diese praktischen Eindrücke sind aber gerade in die Berufsorientierung wichtig.

Das haben wir jetzt wieder forciert und die Resonanz von den Schulen ist sehr groß. Viele kommen dabei auf uns zu, aber wir schreiben auch aktiv Schulen an, mit denen wir bereits in Kontakt stehen.  Wir sind auch auf Social Media aktiv. Und wir merken, dass so die Resonanz besser wird.  Welchen Einfluss das auf die Bewerbungszahlen hat, kann ich erst sagen, wenn im September die Bewerbungsphase losgeht, aber wir versprechen uns wesentlich mehr als zu Corona-Zeiten.

Welche Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung sind am erfolgreichsten?

Über die Resonanz bei unseren Social-Media-Aktivitäten kann ich noch nicht viel sagen, da wir erst mit neuen Kampagnen begonnen haben, das wird sich jetzt erst zeigen. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass die direkte Ansprache der beste Weg ist. Ich hatte zum Beispiel vor kurzem bei einer Veranstaltung die Möglichkeit, mit 27 Schülern jeweils 10 Minuten zu reden und einige davon konnte ich tatsächlich direkt überzeugen, sich bei uns zu bewerben. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass sich die Situation nach Corona, wo wir diese Möglichkeiten nicht hatten, wieder verbessert.

Was sind die größten Vorbehalte gegen eine Ausbildung in der Elektronik-Branche, mit denen Sie konfrontiert werden?

Viele Schüler befürchten bei technischen Berufen, dass es für sie zu schwer ist. In der Regel ist das allerdings ein allgemeiner Vorbehalt, das heißt, die Schüler haben sich noch gar nicht selbst mit dem Fach beschäftigt, sondern Bekannte oder Freunde, die selbst vielleicht schlechte Erfahrungen mit einem naturwissenschaftlichen oder technischen Studium gemacht haben, vermitteln diese Ängste. Aber diese Schüler können sich gerne bei den Studenten und Auszubildenden bei uns im Unternehmen informieren, um sich diese Angst nehmen zu lassen.

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Frau sitzt vor einem Monitor und schaut ein Leiterplatten-Layout. Ein Mann schaut mit ihr zusammen auf den Bildschirm

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Ein anderer Punkt ist, dass der Stellenwert der Ausbildung oft gering ist und viele Schüler eine Ausbildung als Alternative zum Studium von vornherein ausschließen. Oft wissen sie gar nicht, welche Möglichkeiten man mit einer Ausbildung hat. Ich finde das sehr schade: wir werden von der ganzen Welt um unser Duales Ausbildungssystem beneidet und wir in Deutschland würdigen es oft nicht. Das muss sich ändern! Es gibt dazu bereits Kampagnen von der IHK wie „Elternstolz“. Und die Eltern können tatsächlich stolz sein!

Ein Problem ist auch, dass sich junge Menschen nicht früh auf einen Weg festlegen, sondern viele Möglichkeiten und Freiheiten haben wollen. Der Zwang, eine Ausbildung nach viereinhalb Jahren abgeschlossen haben zu müssen, schreckt sie oft ab. Eine Auszeit ist da zum Beispiel nicht drin.

Welche Vorteile hat eine Ausbildung?

Vorteile sind eine Ausbildungsvergütung, eine Unterstützung durch den Betrieb, und eine Übernahmegarantie. Wir stellen nach Bedarf ein, deshalb können wir auch alle jungen Kolleginnen und Kollegen nach der Ausbildung übernehmen. Zudem erhalten die Auszubildenden einen umfassenden Einblick in verschiedene Bereiche des Unternehmens. Auch ein Auslandsaufenthalt ist möglich, zum Beispiel in unseren Niederlassungen in Ungarn, USA oder China.

Außerdem können Auszubildende während der Ausbildung ihr Abitur nachholen oder nach der Ausbildung auf die Fachoberschule gehen und dann immer noch studieren. Etwa ein Fünftel unserer Auszubildenden setzt nach der Ausbildung noch ein Studium obendrauf. Etwa ein Viertel macht später einen höheren Abschluss, beispielsweise einen Meister oder Technikerausbildung über den mittleren Bildungsweg und auch mit diesem Anschluss hat man eine Hochschulzulassung.

Und sollten sie während dem Studium feststellen, dass es nicht der richtige Weg ist, haben sie immer noch die Ausbildung vorzuweisen. Bricht ein Student, der gleich nach dem Abitur studiert, hingegen sein Studium ab, hat er gar keine abgeschlossene Berufsausbildung. Mit einer Ausbildung habe ich bereits eine Perspektive und das Gefühl, etwas erreicht zu haben und finanziell unabhängig zu sein und das erhöht auch das Selbstbewusstsein.

Was kann getan werden, um Schülern die Möglichkeit reine Ausbildung im technischen Bereich näher zu bringen?

Es sollte für alle Schularten eine verpflichtende Berufs-Praxiserfahrung, beispielsweise in Form von Berufs-Praktika, eingeführt werden, die mindestens 14 Tage dauert. Und vor allem Lehrer an Gymnasien sollten Schülern auch die Möglichkeit einer Ausbildung näherbringen, denn gerade viele Abiturienten schließen diesen Weg von vornherein aus. Schüler haben aktuell auch nicht den Druck, sich frühzeitig um eine Stelle zu bemühen, da es deutlich mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gibt und sie deshalb sicher sein können, dass sie eine Stelle bekommen. Wenn Firmen dann nicht die Möglichkeit haben, selbst aktiv Werbung für eine Ausbildung zu machen, bleiben viele Stellen unbesetzt. Deshalb ist insgesamt ein guter und regelmäßiger Austausch zwischen Schulen, Eltern und der Wirtschaft nötig, um Maßnahmen besser abzustimmen.

Warum empfehlen Sie jungen Leuten eine Ausbildung in der Elektronikbranche?

Wir sind beispielsweise ein Unternehmen, das in der Robotik- und Automatisierungs-Branche tätig ist, und Robotik ist ein Trend, der junge Menschen sehr anspricht. Viele junge Leute schätzen daran auch, dass es ein zukunftsträchtiger Bereich ist, in der noch in 50 bis 100 Jahren Mitarbeiter gebraucht werden und so einen sicheren Job verspricht.

Außerdem ist es immer wieder faszinierend, was durch die Elektrotechnik alles möglich ist. Dafür ist die Robotik wieder ein sehr gutes Beispiel. Als ich angefangen habe in der Robotik-Branche zu arbeiten, konnten sich Roboter gerade nach rechts und links bewegen. Inzwischen arbeiten wir an flexiblen, intelligenten Robotern oder entwickeln die Mensch-Roboter-Kollaboration. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!

Manfred Schußmann, Ausbildungsleiter bei Kuka
Manfred Schußmann, Ausbildungsleiter bei Kuka. (Bild: Kuka)
  • Manfred Schußmann begann seine Karriere bei Kuka 1980 mit einer Ausbildung zum Elektroniker.
  • Darauf folgten verschiedene Stationen im Unternehmen, unter anderem in der Entwicklungsabteilung.
  • 1988 übernahm er die Position als Ausbilder für Elektroniker im Ausbildungszentrum von Kuka.
  • Seit 2007 leitet Manfred Schußmann den gesamten Ausbildungs-Bereich des Augsburger Automatisierungskonzerns.

Die Autorin: Sabine Synkule

Sabine Synkule
(Bild: Sabine Synkule)

Durch ihr Elternhaus schon von Kindesbeinen an naturwissenschaftlich geprägt, war früh klar, dass Sabine Synkule auch beruflich einmal diese Richtung einschlagen würde. Nach einem Physikstudium und einer Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiterin entschied sie sich schließlich dafür, nicht mehr selbst zu forschen, sondern über die Ergebnisse der Forschung anderer zu berichten. So ist sie schließlich im Fachjournalismus gelandet und dort für die Bereich Messtechnik, Sensoren und Stromversorgung zuständig. Deshalb – und weil sowieso niemand ihren Nachnamen richtig ausspricht – wird sie auch gerne als die Power-Frau von Hüthig vorgestellt. Privat würde niemand auf die Idee kommen, dass ihr Beruf etwas mit Technik zu tun hat. So fragt sie keiner ihrer Bekannten jemals um Rat, wenn einmal ein Fernseher oder Computer kaputt ist. Ihre Expertise wird nur bei der Umsetzung aufwändiger Kochrezepte oder dem Erstellen neuer Strick- und Stickmuster eingeholt.

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