2022 geht zu Ende: welche Entwicklungen in diesem Jahr für die Automatisierung und Robotik von Bedeutung waren.

2022 geht zu Ende: welche Entwicklungen in diesem Jahr für die Automatisierung und Robotik von Bedeutung waren. (Bild: Adobe Stock / DIgilife)

Trend Nr. 1: Die Automatisierungsmessen sind zurück

Nach Jahren der Corona-Ausfälle ging es dieses Jahr endlich wieder richtig los. War auf der Hannover Messe 2022 noch eine gewisse Zögerlichkeit in Sachen Aussteller und Besucher zu spüren, war spätestens zur Automatica im Juni klar: Es läuft für die Automatisierer. Auf der - vorgezogenen - SPS Anfang November waren dann viele zufriedene Gesichter zu sehen - und das nicht nur, weil man endlich wieder alte Bekannte von Angesicht zu Angesicht sehen konnte. Die Branche strotzt vor Zuversicht:

Trend Nr. 2: Leute, ich brauch mehr Leute!

Kein Highlight des Jahres, eher ein Lowlight: der Fachkräftemangel nimmt dramatische Formen an, dabei wird die demografische Entwicklung erst in den kommenden Jahren richtig zuschlagen. Der CEO eines Robotic-Vision-Unternehmens erzählte auf der Automatica, er würde auf der Stelle 50 Softwareentwickler einstellen - wenn er sie denn nur finden könnte. Und wer noch Mitarbeiter bekommt, muss großen Aufwand dafür treiben, von hohen Gehältern über umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen bis zu attraktiven Bedingungen wie einer Vier-Tage-Woche und ortsunabhängiger Arbeit. Und die Entwicklung der StudienanfängerInnen bei E-Technik und Maschinenbau lässt keine schnelle Abhilfe beim Ingenieurmangel erwarten:

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Trend Nr. 3: Wenn Cent-Bauteile zum knappen Luxusgut werden

Auch wenn es gegen Ende des Jahres deutlich besser wurde: Das Jahr 2022 war geprägt von angespannten Lieferketten, besonders bei Halbleitern. Chips, die lange Zeit in großen Stückzahlen für 80 Cent zu bekommen waren, mussten plötzlich für dreistellige Euro-Beträge in kleinen Chargen auf der Welt zusammengekauft werden. Das hatte nicht nur Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit von Produkten. Auch neue Projekte mussten auf Eis gelegt werden, um existierende Designs auf andere Komponenten umzustellen. Glücklich waren 2022 die FIrmen, die nicht auf das Just-in-time-Mantra gesetzt hatten, sondern stattdessen viel - scheinbar - totes Kapital in Lagerhaltung investiert hatten.

Trend Nr. 4: Der Digitale Zwilling wird Alltag - und zum Risiko

11 Jahre nach dem Start der Initiative Industrie 4.0 gehen die Meinungen zu dem Thema in der Industrie auseinander: Manche wie der ProAlpha-Geschäftsführer Michael FInkler sehen das Konzept als gescheitert an. Andere wie Prof. Peter Liggesmeyer, wissenschaftlicher Sprecher der Plattform Industrie 4.0 sehen die Umsetzung erst am Beginn "der zweiten Halbzeit" und mahnen zu etwas Geduld.

Unbestritten dürfte sein, dass ein wesentliches Element der Industrie 4.0 schon jetzt eine Erfolgsgeschichte ist: der Digitale Zwilling. Das Konzept einer virtuellen Echtzeit-Repräsentation eines physikalischen Systems hat die Grenzen des Maschinenbaus längst überwunden. Alle möglichen Dings bekommen heute einen Digital Twin, von Energiesystemen über Großstädte bis hin zur menschlichen Bauchdecke. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis das auch das Interesse von Hackern weckt, falls das nicht schon geschehen ist. Als zentrales Element im Netzwerk mit Verbindungen von den Sensoren bis zur ERP-Software dürfte der Digitale Zwilling von höchstem Interesse für Cyberkriminelle sein:

Trend Nr. 5: Wenn Menschen fehlen, muss Kollege Roboter ran

Fachkräftemangel und Lieferkettenprobleme sorgen für einen Boom in der Robotik: Nach zwei Corona-bedingt eher schwachen Jahren konnte die International Federation of Robotics (IRF) im Spätsommer neue Rekordwerte beim Roboterabsatz verkünden. Ganz vorn dabei ist China, wo 2021 mehr Industrieroboter neu installiert wurden als im gesamten Rest der Welt:

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Hüthig)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein, der ihn bei seiner neuen Aufgabe als Chefredakteur der IEE unterstützt.

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