Kauftrends auf dem Unterhaltungselektronik-Markt

Kauftrends auf dem Unterhaltungselektronik-Markt können häufig Hinweise auf die zukünftige Nachfrage in anderen Märkten geben. (Bild: ipopba - stock.adobe.com)

Effektives Lieferkettenmanagement ist eine der größten Herausforderungen für die Elektronikindustrie und ihre Kunden, die zum Beispiel in der Automotive-Branche, der Unterhaltungselektronik, Luft- und Raumfahrt und in der Industrie tätig sind. Gerade in der scheinbar stabilen Elektronikindustrie können unerwartete Ereignisse wie eine Pandemie, ein Engpass bei bestimmten Bauteilen, globale finanzielle Instabilitäten, geopolitische Spannungen und weitere Probleme zahlreiche Herausforderungen mit sich bringen.

Wie beeinflussen Elektronik-Trends die Lieferkette?

Allerdings können sich nicht nur negative und störende Ereignisse auf die Elektronikindustrie auswirken, sondern auch positive. Die Einführung einer neuen Applikation, eines neuen Bauteils oder eines neuen Trends kann zu sprunghaft steigender Nachfrage führen, was Hersteller, Händler und Lieferanten vor ebenso große Herausforderungen stellt.

Es mag zwar unmöglich sein, große Krisen wie eine Pandemie genau vorherzusehen, doch es ist durchaus möglich, frühe Anzeichen positiver Trends oder Nachfrageverschiebungen in bestimmten Märkten zu erkennen. Durch geeignete Strategien können Unternehmen ihre Widerstandsfähigkeit zudem stärken und besser auf Veränderungen reagieren.

Warum wird die Unterhaltungselektronik zur Taktgeberin?

Für Unternehmen, die an der Spitze ihrer jeweiligen Branche stehen, beruht die Einschätzung der nächsten Schlüsseltechnologie in der Regel auf einer Kombination aus Branchenkenntnis, harter Arbeit und einer Portion Glück. Für Unternehmen, die jedoch nicht zu den Vorreitern bei Innovationen gehören, kann die Beobachtung der sich am schnellsten verändernden Märkte wertvolle Erkenntnisse liefern, die die Kaufgewohnheiten und Lieferketten beeinflussen können.

Aktuelle Branchen wie die Luft- und Raumfahrt können zwar in einigen Bereichen den technologischen Fortschritt vorantreiben, doch häufig sind es die Branchen mit kürzeren Entwicklungszyklen, in denen die wichtigsten Trends sichtbar werden, die Anforderungen an die Lieferkette in Zukunft prägen. Die Unterhaltungselektronik steht oft an der Spitze neuer technologischer Trends. Die schnelle Entwicklung des Marktes, die hohen Akzeptanzraten und die hohe Produktsichtbarkeit dienen häufig als geeignete Frühindikatoren für andere, langsamere Branchen.

Einer der wichtigsten Trends im Automotive-Bereich ist derzeit die Einführung einer Stimmungsbeleuchtung oder dynamischer Innenbeleuchtung. Mit RGB-LEDs können Kunden ihre Fahrzeuge individuell gestalten, visualisiertes Feedback zum Fahrzeug erhalten und stilistische Akzente setzen.

Dies wurde jedoch zuerst in der Unterhaltungselektronik eingeführt. RGB-LED-Beleuchtung wurde Mitte der 2000er-Jahre im Gaming-Bereich populär, als Computer von herkömmlichen weißen Tower-PCs zu schicken Gehäusen aus Glas und farbiger Beleuchtung übergingen (Bild 1).

Dynamische RGB-Beleuchtung ist ein Kernbestandteil moderner Gaming-PCs
Bild 1: Dynamische RGB-Beleuchtung ist ein Kernbestandteil moderner Gaming-PCs und sowohl Add-ons als auch Komponenten mit integrierter Beleuchtung sind ein wichtiger Bestandteil der meisten Geräte. (Bild: Alex Tihonov - stock.adobe.com)

Seitdem sind Beleuchtungen mit Farbwechsel im Verbraucherbereich immer beliebter geworden. Intelligente RGB-Beleuchtung ist aktuell in vielen Haushalten eine Selbstverständlichkeit.

Ganz ähnlich war es auch bei Touchscreens, die zunächst in Smartphones zum Einsatz kamen, bevor sie in Mensch-Maschine-Schnittstellen (HMIs) in der Industrie, Medizin und im Automotive-Bereich zum Standard wurden. So konnten Automotive-Entwickler von den Erkenntnissen profitieren, die sie bei der Implementierung von Touchscreens in der Unterhaltungselektronik gewonnen hatten, bevor sie diese in Fahrzeuge integrierten. Auch heute lassen sich anhand der Trends bei Wearables, Smart-Home-Geräten und anderen Verbrauchertechnologien künftige Anforderungen an die Lieferkette in anderen Branchen ableiten.

Was bedeutet Ultra-Wideband für die Logistik von morgen?

Neben dem Hype um künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) haben sich auch andere Technologien auf dem Verbrauchermarkt durchgesetzt. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Ultra-Breitband-Technologie (Ultra-wideband, UWB) in der Unterhaltungselektronik wie in Smartphones und Tracking-Tags gestiegen. UWB ermöglicht eine genaue Standortverfolgung und ist die Grundlage für Apples AirTag und „Find My Device“ von Google, mit denen Verbraucher persönliche Gegenstände orten können.

Im Gegensatz zu einer Genauigkeit von ca. 3 m bei RFID ermöglicht die höhere Frequenz von UWB eine größere Genauigkeit mit einer Präzision von bis zu 30 cm. In der Logistik, Sicherheitssystemen und der Medizin könnte UWB Systeme für Asset-Tracking verbessern und die Genauigkeit und Effizienz der Abläufe erhöhen. Darüber hinaus ist die UWB-Technologie im Bereich der Robotik, insbesondere bei kollaborativen Robotern (Cobots), vielversprechend, da sie die Navigationsfähigkeiten von Cobots in Innenräumen verbessert und für eine höhere Sicherheit bei der Interaktionen mit Menschen sorgt.

Mit Blick auf eine Technologie wie UWB und ihre Auswirkungen auf die Lieferkette gibt es mehrere Bauteile, bei denen eine steigende Nachfrage möglich ist. Während die Nachfrage nach UWB-Kommunikationsmodulen und Antennen steigen wird, wird ein Anstieg bei Produkten, die die UWB-Technologie nutzen, auch den Bedarf an unterstützenden passiven Bauteilen erhöhen. Dazu gehören unter anderem Kondensatoren und Induktivitäten, die auf einen Betrieb mit höheren Frequenzbereichen abgestimmt sind.

Die zunehmende Vernetzung und intelligente Steuerung von Unterhaltungselektronik deutet möglicherweise auch auf bevorstehende Veränderungen in anderen Märkten hin, etwa in der Industrieautomatisierung, im Gesundheitswesen und im Automotive-Sektor. So findet beispielsweise das wachsende Interesse an Augmented Reality (AR)- und Virtual Reality (VR)-Technologien in der Unterhaltungselektronik zunehmend auch Anwendung in Bereichen wie Trainingssimulationen in der Luft- und Raumfahrt und im Verteidigungssektor sowie in der medizinischen Robotik.

VR-Headsets finden zunehmend Verwendung in industriellen Applikationen
Bild 2: VR-Headsets finden zunehmend Verwendung in industriellen Applikationen, wo sie zum Testen und Entwickeln komplexer Maschinen eingesetzt werden können. (Bild: Gorodenkoff - stock.adobe.com)

Ähnlich verhält es sich mit dem Konzept eines Smart-Home-Ökosystems, das ebenfalls weiterentwickelt wird, wobei Regierungen es anstreben, intelligente und vollständig vernetzte Smart Cities zu schaffen. Diese Städte sollen Menschen, Infrastruktur und Fahrzeuge nahtlos miteinander verbinden und dabei eine hohe Nachfrage nach langlebigen und effizienten Bauteilen generieren, die eine dauerhafte Vernetzung ohne kostspielige Wartung ermöglichen.

Der Nachfrage immer einen Schritt voraus

Angesichts der schnellen Entwicklung und Unvorhersehbarkeit der Elektronikmärkte müssen Unternehmen Strategien entwickeln, mit denen sie flexibel und agil bleiben können. Als globaler Distributor nutzt Mouser Electronics seine strategische Position, um nicht nur auf Marktveränderungen zu reagieren, sondern auch, um sie vorherzusagen und sicherzustellen, dass Beschaffungsteams die benötigten Bauteile bekommen können.

Dabei konzentriert sich Mouser auf zwei Schlüsselelemente: Neuprodukteinführungen (New Product Introductions, NPIs) und die Pflege starker Kunden- und Lieferantenbeziehungen. Mouser entwickelt seine Produktpalette ständig weiter und vergrößert sie, sodass Ingenieure und Einkäufer Zugang zu den neuesten Entwicklungen und einer vielfältigen Auswahl haben.

Durch die Zusammenarbeit mit mehr als 1200 Herstellern kann Mouser schnell neue Produkte in sein Sortiment aufnehmen und gleichzeitig wertvolle Marktkenntnisse gewinnen. So bleibt das Unternehemn über die aktuellen Trends auf dem Laufenden und kann branchenübergreifende Entwicklungen sowie potenzielle Marktstörungen erkennen. Damit will es sicherstellen, dass es der Nachfrage in der Lieferkette immer einen Schritt voraus ist.

Durch die starke Fokussierung auf NPIs kann Mouser die wesentlichen Bauteile für neue Technologien in der Unterhaltungselektronik schnell bereitstellen. Außerdem positioniert sich Mouser dadurch als zuverlässiger Lieferant für zukünftige Anforderungen aus anderen Branchen, die dem Markt für Unterhaltungselektronik folgen können.

Fazit

Zwar können wir die Zukunft nicht voraussagen, aber Elektronikhersteller und Distributoren können proaktiv handeln, indem sie dynamische Branchen wie die Unterhaltungselektronik genau beobachten und ihr Produktportfolio diversifizieren.

Durch die Priorisierung von NPIs und die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller elektronikgestützten Branchen setzt Mouser auf einen zukunftsorientierten Ansatz, der Einkäufer und Ingenieure dabei unterstützt, sich in komplexen Lieferketten zurechtzufinden und Innovationen in ihren verschiedenen Branchen voranzutreiben. (bs)

Marie-Pierre Ducharme

Fizepräsident bei Mouser Electronics

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