Der Vergleich mit dem sterbenden Pferd zeigt präzise, wie hartnäckig Industrien an veralteten Technologien festhalten. Wirtschaftliche Trends und historische Beispiele markieren klar den Moment, an dem Kurswechsel unvermeidlich werden.
Martin ProbstMartinProbstMartin ProbstOnline-Redakteur
Man kann ein Pferd zu Tode reiten – oder rechtzeitig erkennen, dass es Zeit für etwas Neues ist.SHeinrich Schwarze-Blanke
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Wenn Du entdeckst, dass Du ein sterbendes Pferd reitest, steige ab. So lautet eine alte Weisheit der Dakota-Indianer. Alles klar, sollte man meinen, das gebietet schon der Tierschutz, erst Recht aber die Vernunft. Hätte sich da nicht hartnäckig in unserem Kopf die Überzeugung festgesetzt, dass Festhalten eine vornehme Tugend ist. Folglich mangelt es uns auch nicht an Ideen dafür, wie wir den Reiter weiter im Sattel halten: Wir stellen fest, dass wir schon immer so geritten sind, ändern die Kriterien fürs Pferdesterben oder Verdoppeln die Futterration. Hilfreich? Offenbar nicht.
Ähnliches passiert gerade bei den Verhandlungen um die Emissionen von Pkw, die in der EU ab 2035 neu zugelassen werden. Manche Positionen dazu muten an wie der Wunsch nach schnelleren Pferden anstelle von Automobilen, dem Henry Ford zum Glück nicht nachgegeben hat. Heute stehen die Zeichen der Zeit technisch wie ökonomisch und ökologisch auf dem Auslaufen der Verbrenner, auch wenn wir derzeit noch in einer Übergangsphase sind. Aufzuhalten ist der Umschwung nicht mehr, das zeigen die weltweite Absatzentwicklung von E-Autos genauso wie ein Blick auf Analogien aus der Wirtschaftsgeschichte. Es ist daher klug, sich mutig dem Unausweichlichen zu stellen, statt sich verzweifelt am Vergangenen festzuklammern, ergo ein sterbendes Pferd weiter zu reiten.
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Save the date: 30. Automobil-Elektronik Kongress
Am 16. und 17. Juni 2026 findet zum 30. Mal der Internationale Automobil-Elektronik Kongress (AEK) statt. Dieser Netzwerkkongress ist bereits seit vielen Jahren der Treffpunkt für die Top-Entscheider der Elektro-/Elektronik-Branche und bringt nun zusätzlich die Automotive-Verantwortlichen und die relevanten High-Level-Manager der Tech-Industrie zusammen, um gemeinsam das ganzheitliche Kundenerlebnis zu ermöglichen, das für die Fahrzeuge der Zukunft benötigt wird. Trotz dieser stark zunehmenden Internationalisierung wird der Automobil-Elektronik Kongress von den Teilnehmern immer noch als eine Art "automobiles Familientreffen" bezeichnet.
Kodak und Nokia haben sich bekanntermaßen fürs sterbende Pferd entschieden, Leica mit seiner Hoffnung auf das Comeback von Analogkameras ebenfalls. Das Zurückdrehen der im Zeichen der eigenen Verblendung fatal falsch getroffenen Entscheidungen hat aus diesem Trio nur Leica geschafft. Daher meine Frage an Sie: Auf welcher Seite wollen Sie rückblickend stehen? Da solche Entscheidungen unter dem Einfluss unbewusster kognitiver Verzerrungen, aka Denkfallen, stehen, mag ein Blick darauf helfen.
Overconfidence effect: Systematisches Überschätzen des eigenen Wissens und der darauf basierenden Vorhersagen, insbesondere durch Experten.
Confirmation bias: Selektieren und Beachten nur solcher Informationen, die die eigene Überzeugung bestätigen.
Status quo bias: Bevorzugen des gegenwärtigen Zustands gegenüber zukünftigen Optionen, insbesondere wenn letztere noch ungewiss sind.
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Diese und weitere Mechanismen wirken. Sich das bewusst zu machen und ihnen nicht unbemerkt auf den Leim zu gehen, ist nützlich. Denn am Ende hängt das Wohl und Wehe des eigenen Unternehmens davon ab. Seien Sie auf der Hut.
Dr. Lederers Management Tipps
Dr. Dieter Lederer(Bild: Dieter Lederer)
Management-Profi Dr. Dieter Lederer gibt in seiner Kolumne "Frisch vom Lederer" Einblicke in die Management-Welt deutscher und internationaler Unternehmen. Und Einblick hat der Unternehmensberater sicherlich: Coaching und Beratung von Führungskräften und Managern gehört zum Alltagsgeschäft.
Bisher gab es seine Kolumne nur in der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK, allerdings werden sie künftig auch hier auf all-electronics zu finden sein:
