Die neue Software ist endlich da, aber was machen wir jetzt eigentlich damit?

Die neue Software ist endlich da, aber was machen wir jetzt eigentlich damit? (Bild: Heinrich Schwarze-Blankee)

Manchmal ist die Autoindustrie urkomisch. Wer hätte gedacht, dass es beim diesjährigen Automobil-Elektronik Kongress (AEK), dem Branchentreff in Ludwigsburg, soweit sein würde: Man ist sich einig darüber, dass das Software-definierte Fahrzeug kommt. Jetzt, wirklich, konkret, und – man höre und staune – mit Zukauf von Software, Funktionserweiterungen per Apps und Online-Updates.

Also nochmals zum Mitschreiben: Wir befinden uns in 2023, nicht in 2013. Beispiele für Software-Zentrierung gibt es andernorts mehr und mehr, die Tech-Giganten haben sich klammheimlich im Fahrzeug eingenistet, „Made in China“ ist mehr Garant für Software und Konnektivität auf der Höhe der Zeit als etablierte Premiummarken. Und die hiesigen Automobilisten brüsten sich gerade jetzt mit der Erkenntnis der bahnbrechenden Bedeutung von Software?

Angesichts dessen fragt man sich unwillkürlich, wo es hingehen soll mit der deutschen Autoindustrie. Dass es an der Zeit sei, aufzuwachen, ist zu milde ausgedrückt. Es stellt sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit. Woher soll das Vertrauen kommen, dass es gerade jetzt klappt mit dem Fokus auf die Software? Was wurde dafür strukturell geändert in den letzten zehn Jahren? Was ist mit den nötigen Kompetenzen und wer soll die Transformation führen? Fragen über Fragen, die Antworten brauchen.

Aufbruch versus Tradition

Nachfolgend ein paar Stellschrauben, an denen dringend gedreht werden muss, wenn der Aufbruch klappen soll:

Vorstand: Nach wie vor werden die Vorstände von Maschinenbauern dominiert, was auf Führung und Entscheidungen Richtung Technik durchschlägt. Wer auf Software fokussieren will, muss das zur Chefsache machen. Alles andere funktioniert nicht.

  • Talente: Viele Computer-Talente machen einen Bogen um die Automobilisten. Das stiefmütterliche Behandeln von Software hat sich herumgesprochen. Das wird sich erst ändern, wenn ähnliche Bedingungen herrschen wie bei den Tech-Unternehmen.
  • Transformation: Stell dir vor, es ist Transformation und keiner geht hin. Der Software-Fokus wurde schon so oft ausgerufen, dass ihn niemand mehr glauben mag. Es braucht endlich überzeugende „Nägel mit Köpfen“, sonst droht weiterer Bedeutungsverlust.
  • Haltung: Alles alleine schaffen zu wollen, die Zulieferer zu knechten und Allianzen an die Wand zu fahren, die schneller voranbringen sollten, hat Tradition in der Branche. Individueller Glanz entsteht so nicht, eher Fantasien für weitere Marktkonzentration durch Übernahmen.

Die Zeichen der Zeit stehen kritisch für die Automobilindustrie hierzulande. So wichtig die globale Technologieführerschaft in puncto Software wäre, so sehr steht sie in Frage. Wird das Ruder nicht herumgerissen, dominieren Asiaten künftig den Markt. Wohin soll es gehen?

Dr. Lederers Management Tipps

Dr. Dieter Lederer
Dr. Dieter Lederer (Bild: Dieter Lederer)

Management-Profi Dr. Dieter Lederer gibt in seiner Kolumne "Frisch vom Lederer" Einblicke in die Management-Welt deutscher und internationaler Unternehmen. Und Einblick hat der Unternehmensberater sicherlich: Coaching und Beratung von Führungskräften und Managern gehört zum Alltagsgeschäft.

Bisher gab es seine Kolumne nur in der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK, allerdings werden sie künftig auch hier auf all-electronics zu finden sein:

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