Imec in Heilbronn

Chipforschung auf Weltniveau für die deutsche Autoindustrie

Veröffentlicht Geändert
Imec_SSTSecosystem
Imec ist ein weltweit führendes Forschungs- und Entwicklungszentrum für Nanoelektronik und digitale Technologien mit Hauptsitz in Belgien. Jetzt will das Unternehmen auch nach Deutschland expandieren.

Fertigungspläne platzen, doch Deutschland landet einen Hightech-Treffer: Imec, das weltweit führende Halbleiterforschungsinstitut, bringt Spitzentechnologie nach Heilbronn – und könnte so die deutsche Autoindustrie wieder voranbringen.

Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Branchenkreisen berichtet, wird das belgische Spitzenforschungsinstitut Imec einen neuen Standort in Heilbronn errichten. Damit gelingt Deutschland ein bemerkenswerter Coup in der strategisch wichtigen Halbleiterbranche. Während Produktionsprojekte in Magdeburg und im Saarland zuletzt gescheitert sind, wird mit der Ansiedlung von Imec die Forschungslandschaft gestärkt – und das an einem Ort, der bislang nicht als Halbleiterhochburg galt.

Ein Weltklasse-Institut auf Wachstumskurs

Das Interuniversity Microelectronics Centre – kurz Imec – genießt weltweit einen exzellenten Ruf. Unternehmen wie Intel, TSMC oder Samsung unterhalten ständige Präsenz im belgischen Hauptsitz in Löwen, um technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben. Nun entsteht in Heilbronn ein deutscher Ableger dieses Spitzeninstituts – mit Fokus auf Autochips.

Dass die Wahl ausgerechnet auf Heilbronn fiel, ist kein Zufall: Die Ansiedlung erfolgt im entstehenden Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai), einem Leuchtturmprojekt des Landes Baden-Württemberg. Bis zu 70 Forscherinnen und Forscher sollen dort künftig gemeinsam mit deutschen Fahrzeugherstellern und Zulieferern an hochmodernen Halbleiterlösungen arbeiten.

Forschung statt Fertigung: Deutschlands neuer Weg in der Chipstrategie

Während Produktionskapazitäten zuletzt in Deutschland nicht realisiert wurden, markiert die Imec-Ansiedlung eine strategische Neuausrichtung: Nicht Fabriken, sondern Forschung soll den technologischen Anschluss sichern. Die Entscheidung könnte sich als zukunftsweisend erweisen, denn die EU hat mit dem Chips Act ambitionierte Ziele: Der Anteil Europas an der weltweiten Chipproduktion soll bis 2030 auf 20 Prozent steigen.

Mit Imec wird nun ein Institut Teil dieses Vorhabens, das nicht nur technologisch führend ist, sondern auch wirtschaftlich bemerkenswert unabhängig agiert: Drei Viertel der Imec-Einnahmen stammen aus Industrieaufträgen, nicht aus öffentlichen Mitteln. Zum Vergleich: Bei der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft sieht das Verhältnis deutlich anders aus.

Alles zur Automotive Computing Conference

logo-automotive-computing-conference-neutral

Die Automotive Computing Conference konzentriert sich auf die Herausforderungen der Sicherheit, der funktionalen Sicherheit, der Cloud-Konnektivität und der zunehmenden Komplexität des Fahrzeugdesigns. Das Ziel ist es, traditionelle Ansätze zu revolutionieren und an die Bedürfnisse der Automobilindustrie anzupassen. Hochkarätige Referenten werden am 13. und 14. November 2025 in München in die Welt des Automotive High Performance Computing eintauchen und ein breites Spektrum an Aspekten abdecken.

Weitere Infos zur Automotive Computing Conference gibt es hier oder auf dem LinkedIn-Kanal.

Mit dem Code "82510109-AE15" sparen Sie 15% auf den regulären Kaufpreis.

Zudem findet 2026 auch die 3. ACC in Amerika am 25. und 26. März 2025 in Detroit statt.

Autochips der nächsten Generation – direkt aus Baden-Württemberg

Der Schwerpunkt des neuen Standorts liegt auf einem hochaktuellen Feld: Chiplets für Autos. Imec hat bereits vor zwei Jahren eine Initiative gestartet, um fortschrittlichste Chiptechnologien in Fahrzeuge zu integrieren. Gemeinsam mit der Automobilbranche, Halbleiterherstellern und Auftragsfertigern sollen nun Standards entwickelt werden, um Chips – etwa auf Basis der EUV-Lithografie – noch wirtschaftlicher für den Automotive-Bereich nutzbar zu machen. Ein Thema, über das Bart Placklé, Vice President of Automotive Technologies bei Imec, auch schon beim AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress gesprochen hat.

Besonders interessant: Die enge und kürzlich erneuerte Kooperation mit ASML, dem führenden Hersteller für Lithografieanlagen, hat es Imec ermöglicht, bei der Entwicklung von Transistorstrukturen unterhalb von sieben Nanometern mitzuwirken. Diese Technologie ist bislang in der Fahrzeugbranche kaum zu finden – schlicht, weil sie bisher zu teuer war. Das könnte sich nun ändern.

Heilbronn als neuer Halbleiter-Knotenpunkt?

Dass Baden-Württemberg diese Entwicklung aktiv unterstützt, zeigt sich auch finanziell: 40 Millionen Euro Fördermittel stellt das Land bereit. Zudem werden zehn neue Professuren im Bereich Chiptechnologie am Standort eingerichtet. Damit entsteht nicht nur ein Forschungsstandort, sondern potenziell ein Ausbildungs- und Innovationszentrum mit internationaler Strahlkraft.

Heilbronn wird damit Teil einer globalen Wachstumsstrategie von Imec. Das Institut hat bereits Standorte in den USA, Japan und den Niederlanden aufgebaut. Allein 2024 kündigte man 450 neue Arbeitsplätze in Spanien an. Der neue Fokus in Deutschland liegt dabei klar auf der Mobilitätswende – und auf einer engen Verzahnung zwischen akademischer Forschung und industrieller Anwendung. Auch mit Zeiss setzt Imec auf Kontinuität und Tiefgang. Die strategische Allianz zur Unterstützung der sogenannten NanoIC-Pilotlinie wurde erst kürzlich um weitere zehn Jahre verlängert. Im Zentrum steht die Erforschung von Lithografie- und Messtechnologien – essenziell für Mikrochips der nächsten Generation. Diese Industriepartnerschaften, flankiert durch öffentliche Förderprogramme wie den European Chips Act und das IPCEI, unterstreichen Imecs Rolle als europäischer Taktgeber in der Halbleiterentwicklung.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

Weitere Artikel von Martin Large