
Das Beispiel Taiwan zeigt es deutlich: Politik und Technologie lassen sich manchmal nicht mehr trennen. (Bild: daniel0, jijomathai – Adobe Stock)
Der Besuch von Speaker of the House Nancy Pelosi bei TSMC-Chairman Mark Liu in Taiwan lässt derzeit in der Elektronik- und besonders in der Halbleiterbranche niemanden kalt. Zu systemrelevant sind die Verfügbarkeiten von Halbleiterbauelementen, und das haben mittlerweile auch Spitzenpolitiker weltweit erkannt.
Mittlerweile gehen Politik und Technologie nun schon seit über zwei Jahren Hand in Hand. Das war so, als der Halbleitermangel die selbstbewusste Automobilbranche mächtig durchschüttelte – was auch immer noch der Fall ist, sich aber derzeit weltweit auf fast alle Branchen ausgebreitet hat. Schon in der elektronik industrie 11/2021 handelte davon mein Editorial. Weltweit hohe Umsatzverluste haben dabei natürlich auch die Politik auf den Plan gerufen. Auch Europa ist sich mit dem vergleichsweise schnellen Durchwinken des European Chips Act der Wichtigkeit der Halbleiterbranche bewusstgeworden – Krise (und wahrscheinlich Druck von Seiten Intels bei der Standortauswahl) sei Dank.
Woher kommt die weltweite Abhängigkeit von asiatischen Chipherstellern?
Natürlich wäre es gut, wenn wir uns in Europa zumindest ein wenig aus der Abhängigkeit der asiatischen Chiphersteller lösen könnten, aber ob dies wirklich wirtschaftlich sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Taiwan zum Beispiel hat jahrzehntelang in Fachkräfte und Brancheninfrastruktur investiert, und dadurch ist in dem 200 km von der chinesischen Südküste entfernten Inselstaat die Halbleiterproduktion um bis zu 50 Prozent billiger als anderswo. Federführend und weltweit systemrelevant ist hier natürlich TSMC mit einem Marktanteil von 55 Prozent. Es gibt keine Weltwirtschaft, die nicht von der Chipproduktion dieser Foundry abhängig wäre – selbst China. Als Anfang Oktober China ein großangelegtes Militärmanöver in der Taiwanstraße abhielt, wurde einigen schon mulmig zumute – und zwar sowohl in der Technologiebranche als auch in der Politik. Was passiert, wenn die Situation eskaliert?
Und damit wird es schon wieder politisch. Gerade weil sich die Welt in dieser Abhängigkeit befindet, ist eine Eskalation eher unwahrscheinlich. TSMC wird als „Silicon Shield“ bezeichnet. „Das Unternehmen ist so wichtig für das Funktionieren der Gesellschaft, dass seine Bedeutung das Risiko einer Eskalation aufwiegt“, sagt der amerikanische Ostasienforscher Thomas Shattuck im Podcast mit Deutschlandfunk Kultur. Und so wird ein Technologieunternehmen plötzlich zum politischen Instrument. Systemrelevanz eben. Wollen wir hoffen, dass Mr. Shattuck recht hat und das Silicon Shield trotz des derzeitigen Säbelrasselns zwischen den USA, Taiwan und China hält.
Die Autorin: Dr.-Ing. Nicole Ahner

Ihre Begeisterung für Hardcore-Physik und Materialentwicklung sorgte dafür, dass sie im Rahmen ihres Elektrotechnik-Studiums ihre wahre Berufung fand, die sie dann auch ins Zentrum ihres beruflichen Schaffens stellte: die Mikroelektronik und die Halbleiterfertigung. Nach Jahren in der Halbleiterforschung recherchiert und schreibt sie mittlerweile mit tiefem Fachwissen auch über elektronische Bauelemente. Ihr besonders Fables gelten Wide-Bandgap-Halbleitern, Batterien und Wasserstoff-Technologien und Materialentwicklung.
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