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01. Jul. 2025 | 09:00 Uhr | von Dr. Martin Large

Schwieriges Jahr 2025

Insolvenzen&Co: Welche Elektronik-Unternehmen betroffen sind

Werksschließungen, Produktionsstopps und zunehmende Insolvenzen prägen die Elektronikbranche im Jahr 2025. Unsere Übersicht zeigt, welche Unternehmen wann und wie betroffen sind und welche Entwicklungen dahinter stehen.

Zwei schwere Metalltüren schließen sich langsam, durch einen breiten Spalt ist eine leuchtende Elektronik mit Platinen und Leiterbahnen sichtbar – symbolisches Bild für den Zugang zu Technologie oder das Ende einer Ära in der Elektronikindustrie

Läuft es wirtschaftlich nicht oder es gibt andere unternehmerische Gründe, müssen Firmen Maßnahmen ergreifen. Welche das in letzter Zeit getan haben, wer davon betroffen ist und was die Gründe dafür sind. (Bild: ChatGPT / OpenAI)

Deutschland erlebt 2025 ein neues Hoch bei Unternehmensinsolvenzen: Nach einem Zuwachs von 22 % im Jahr 2024 prognostiziert Allianz Trade für 2025 nochmals 10 % mehr Fälle – das entspricht rund 24.300 Verfahren und ist der höchste Stand seit 2015. Besonders betroffen sind Kleinstunternehmen, aber auch größere Betriebe – bei Letzteren stieg die Zahl der Insolvenzen 2024 um 44,4 %.

Als Hauptursachen gelten hohe Finanzierungskosten, Investitionszurückhaltung, geopolitische Unsicherheiten und ein zunehmender Standortnachteil Deutschlands. ZVEI-Präsident Kegel brachte es so auf den Punkt: „Deutschland ist überreguliert und zu teuer!“ Betroffen ist vor allem das Dienstleistungsgewerbe, doch auch die Industrie steht unter Druck – insbesondere die Elektronik: gestiegene Energie- und Materialkosten, globale Überkapazitäten und wegbrechende Aufträge aus der Automobilindustrie setzen die Branche massiv unter Zugzwang. (Dazu später mehr)

Die folgende Übersicht zeigt, welche Unternehmen 2024/25 Standorte schließen oder Insolvenz anmelden mussten.

Warum geraten Elektronikunternehmen unter Druck?

Die steigende Zahl an Werksschließungen und Insolvenzen in der Elektronikbranche ist kein Zufall, sondern Ausdruck tiefgreifender struktureller Herausforderungen. Viele der Probleme sind hausgemacht, andere durch globale Entwicklungen verschärft worden. Dabei treffen gleich mehrere Belastungsfaktoren aufeinander – von energiekostengetriebener Wettbewerbsverzerrung bis hin zu branchenspezifischen Nachfrageschwächen.

Zu den zentralen Ursachen zählen:

Hohe Energie- und Produktionskosten

Die Herstellung elektronischer Baugruppen, Leiterplatten und Komponenten ist in vielen Prozessschritten stark energieabhängig. Deutschland zählt im europäischen Vergleich zu den Ländern mit den höchsten Strom- und Gaskosten – das belastet insbesondere mittelständische Produzenten, die nur begrenzt in Effizienztechnologien oder Eigenversorgung investieren können. Der Kostendruck verschärft sich zudem durch steigende Löhne und Materialpreise.

Globale Überkapazitäten

In der EMS-Branche und insbesondere in der Leiterplattenfertigung stehen europäische Anbieter unter massivem Wettbewerbsdruck. In Asien – vor allem in China und Vietnam – sind in den vergangenen Jahren große Fertigungskapazitäten mit staatlicher Förderung und niedrigen Stückkosten entstanden. Dies bleibt jedoch nicht ohne Risiko. Die Folge: Viele Aufträge, die früher in Europa platziert wurden, wandern zunehmend in Niedriglohnregionen ab.

Nachfragerückgänge aus der Automobilindustrie

Als größter Abnehmer elektronischer Komponenten sorgt die Automobilindustrie für starke Ausschläge im Auftragsvolumen. Die derzeitige Absatzkrise bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, Produktionsstopps in der E-Mobilität sowie Lagerüberhänge bei Tier-1-Zulieferern führen dazu, dass weniger Elektronik abgerufen wird; mit direkten Folgen für viele Elektronikfertiger.

Strukturelle Transformation

Viele Elektronikunternehmen befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel. Klassische Produkte mit niedriger Marge, wie Standardsteuergeräte, einfache Sensorik oder konventionelle Leiterplatten, werden zunehmend ausgelagert oder aus dem Portfolio gestrichen. Stattdessen fokussieren sich Anbieter auf wachstumsstarke Segmente wie Embedded Systems, Industrieelektronik oder Software-nahe Lösungen. Diese Umstrukturierung gelingt jedoch nicht allen vor allem nicht unter hohem Kosten- und Innovationsdruck.

Standortnachteile in Deutschland

Hinzu kommen strukturelle Standortprobleme: Langwierige Genehmigungsverfahren, hohe regulatorische Anforderungen und ein zunehmender Fachkräftemangel hemmen notwendige Investitionen in Fertigung und Entwicklung. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Auch, weil es an staatlicher Unterstützung oder strategischer Industriepolitik mangelt.

Was bedeutet Insolvenz – und was folgt daraus?

Der juristische Begriff für die Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens ist Insolvenz. Umgangssprachlich werden auch die Begriffe Konkurs, Pleite oder Insolvenzantrag verwendet. Das Ziel des Verfahrens ist nicht zwingend die Liquidation (vollständige Abwicklung), sondern häufig die Sanierung oder der Verkauf des Betriebs. Ausschlaggebend ist, ob das Unternehmen überschuldet ist oder seine Rechnungen nicht mehr fristgerecht zahlen kann. In der Regel folgt ein gerichtliches Verfahren mit einem (vorläufigen) Insolvenzverwalter. Währenddessen können Löhne über Insolvenzgeld gesichert werden. Eine Insolvenz bedeutet nicht automatisch den Verlust aller Arbeitsplätze, denn oft gelingt eine sogenannte übertragene Sanierung. Im Idealfall erhalten Gläubiger anteilige Rückzahlungen. Für die Region und Lieferketten kann eine Insolvenz jedoch weitreichende Folgen haben.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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