Abstrakte Darstellung der Welle von Entlassungen in der Tech-Branche

Die Entlassungswelle in der Tech-Branche aus 2024 hält auch 2025 an. Erfahren Sie, welche Unternehmen die meisten Stellen gestrichen haben und was das für die Branche bedeutet. (Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Update vom 31.1.2025 zu den Entlassungen in der Techbranche

Die Turbulenzen, die 2024 im globalen Technologiesektor zu umfangreichen Stellenstreichungen führten, halten auch 2025 an. Nach weltweit 280.991 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren, setzt sich dieser Trend , mit bereits über 10.000 verlorenen Arbeitsplätzen im Technologiesektor seit Jahresbeginn fort. 2024 stande bei US-Unternehmen 157.950 Entlassungen mehr als die Hälfte dieser Kürzungen zu Buche.

Diese Entwicklung spiegelt einen allgemeinen Trend zu Einsparungen und einer Neuausrichtung nach Jahren des schnellen Wachstums wider. Die Einführung von KI-Technologien hat ebenfalls Unternehmensstrukturen verändert und zum Abbau ganzer Teams geführt. Die Krise im Tech-Sektor scheint sich von einer vorübergehenden Korrektur zu einer dauerhaften Realität zu entwickeln.

Basierend auf Datenquellen wie TrueUp, TechCrunch und Layoffs.fyi hat das Team von RationalFX die Unternehmen identifiziert, die 2024 einen erheblichen Teil ihrer Belegschaft entlassen haben. Diese Entwicklung betrifft nicht nur talentierte Einzelpersonen, sondern ganze Gemeinschaften, die auf diese vergleichsweise hohen Gehälter angewiesen sind.

USA "führend" beim Stellenabbau – mit Fragezeichen

Angesichts der Tatsache, dass die größten Technologieunternehmen der Welt in den USA ansässig sind, ist es wenig überraschend, dass mehr als die Hälfte der Entlassungen im Tech-Sektor 2024 von US-Unternehmen stammten. Es ist jedoch zu beachten, dass die umfassendsten Datenquellen für Stellenabbau ebenfalls in den USA ansässig sind und sich hauptsächlich an amerikanische und englischsprachige Zielgruppen richten. Massenentlassungen in Ländern wie China werden selten von westlichen Medien abgedeckt, da die Informationen schwer zu bestätigen sind. Ein weiteres Problem bei solchen Statistiken ist natürlich immer, dass nicht ganz klar ist, welche Art von Jobs wegfallen. Sind es Stellen in der Verwaltung? Im Marketing oder doch in der Entwicklung?

Selbst wenn Entlassungen in den USA überrepräsentiert sind, sind die Zahlen dennoch beeindruckend. Zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2024 haben 267 amerikanische Tech-Unternehmen insgesamt 157.950 Mitarbeiter entlassen. Dies entspricht mehr als der Hälfte (56,2%) aller globalen Entlassungen im Tech-Sektor, die insgesamt 280.991 betrugen. Natürlich haben auch große Volkswirtschaften wie China, Indien, Deutschland, Südkorea und Japan einen erheblichen Verlust an Arbeitsplätzen in der Technologiebranche verzeichnet; diese Entlassungen werden jedoch von den Zahlen in den USA in den Schatten gestellt.

Was sind die Gründe für die Entlassungen im Tech-Sektor?

Die Entlassungen in den USA, einschließlich vieler Unternehmen im Silicon Valley, sind auf Überbesetzung während der Pandemie und hohe Inflation zurückzuführen. Es gibt jedoch auch andere Faktoren wie Rezessionsängste und den verstärkten Fokus auf KI. Viele Unternehmen haben Umstrukturierungspläne angekündigt, die darauf abzielen, Effizienz und Rentabilität zu steigern. Interessanterweise waren 2023 und 2024 für viele Unternehmen äußerst profitabel, mit steigenden Umsätzen, Rekordgewinnen für Aktionäre und Expansion in neue Märkte.

Dell beispielsweise verzeichnete drei Quartale in Folge ein jährliches Umsatzwachstum, mit einem Anstieg von 9,51% im November 2024. Der Bruttogewinn schrumpfte jedoch zwischen 2023 und 2024 um mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar. Amazon hingegen erzielte durchweg positive Ergebnisse: Der Nettoumsatz stieg im dritten Quartal 2024 um 11% auf 158,9 Milliarden US-Dollar, das Betriebsergebnis erhöhte sich um 55,6% auf 17,4 Milliarden US-Dollar, und der Nettogewinn wuchs um 55,2% auf 15,3 Milliarden US-Dollar (1,43 US-Dollar pro verwässerter Aktie, ein Anstieg von 52,1%).

Warum also entlassen Tech-Unternehmen Mitarbeiter, wenn sie eigentlich einstellen sollten?

Tatsächlich werden im US-Tech-Sektor ständig neue Stellen geschaffen und Mitarbeiter eingestellt. Es gibt jedoch einen großen Unterschied zum Arbeitsmarkt und zu den Unternehmensstrategien von vor zwanzig oder zehn Jahren, da viele der Positionen heute temporäre, gig-ähnliche Jobs sind. Und da Unternehmen auf neue Technologien wie KI umsteigen, werden bestimmte Jobs überflüssig, während neue Positionen entstehen.

In Deutschland sind viele der Entlassungen ebenfalls auf Umstrukturierungsbemühungen und den Fokus auf KI zurückzuführen. Anfang 2024 kündigte der in Walldorf ansässige Softwaregigant SAP ein Restrukturierungsprogramm an, das "strategische Wachstumsbereiche, einschließlich Business AI", priorisieren soll. Das Unternehmen wurde jedoch dafür kritisiert, erhebliche Stellenstreichungen unter dem Euphemismus "Transformationsprogramm" zu verbergen. Die genaue Anzahl der abgebauten Positionen ist nicht klar, wird jedoch auf zwischen 9.000 und 10.000 geschätzt. Nicht alle Mitarbeiter wurden entlassen; einigen wurden "KI-zentrierte" Positionen angeboten.

Ein weiterer großer Faktor in Deutschland war die wirtschaftliche Stagnation, wobei 2024 das zweite Jahr in Folge mit einer Kontraktion der Wirtschaft war. Der Fertigungssektor geriet aufgrund steigender Strompreise und sinkender externer Nachfrage in eine tiefe Krise. Dies spiegelte sich in den Entlassungen im Tech-Sektor wider, die im vergangenen Jahr fast 20.000 erreichten. Neben SAP kündigten auch andere große Unternehmen Massenentlassungen an, darunter der Technologieriese Siemens (5.000 Entlassungen) und der Halbleiterhersteller Infineon (1.400 Entlassungen).

Auch der Automobilsektor wurde von diesen Entwicklungen nicht verschont, wie das jüngste Beispiel bei VW zeigt. Auch die entsprechende Zuliefererindustrie musste leiden. So plant Bosch den Abbau von insgesamt 5.550 Stellen weltweit, wovon 3.800 Arbeitsplätze in Deutschland bis Ende 2027 wegfallen sollen. Besonders betroffen sind die Standorte Leonberg, Abstatt und Schwäbisch Gmünd. Im Werk Hildesheim sollen rund 750 Stellen im Bereich Elektromobilität gestrichen werden. Zudem sind im Geschäftsbereich für Softwareentwicklung für autonomes Fahren etwa 1.850 Arbeitsplätze betroffen. In der Lenkungssparte am Standort Schwäbisch Gmünd sollen weitere 1.300 Stellen abgebaut werden.

Auch der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen plant einen umfassenden Stellenabbau. Bis Ende 2028 sollen in Deutschland zwischen 11.000 und 14.000 Arbeitsplätze wegfallen. Besonders stark betroffen ist der Standort Saarbrücken, wo bis Ende 2025 zunächst 1.800 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen. Sollte die Auftragslage weiterhin schwierig bleiben, könnten dort bis Ende 2028 sogar bis zu 4.500 Jobs wegfallen.

Stand der Entlassung vom 29. Aug. 2024: Stabilisierung der Tech-Unternehmen nach turbulenten Jahren

Nach den turbulenten Jahren 2022 und 2023 scheint sich die Lage für die großen Unternehmen des Technologiesektors wieder stabilisiert zu haben. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Aktie von Meta, der Muttergesellschaft von Facebook, die im Februar 2024 nach der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse für das vierte Quartal 2023 an einem einzigen Tag um beeindruckende 75 US-Dollar zulegte. Damit stieg die Marktkapitalisierung des Unternehmens an einem Tag um 196 Milliarden US-Dollar – ein Rekord an der Wall Street. Dieses Ergebnis wurde jedoch nicht nur durch wirtschaftliche Leistung erzielt, sondern auch durch einen erheblichen Personalabbau.

Massive Entlassungen bei Meta und anderen Tech-Giganten

Seit Januar 2022 mussten 21.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Unternehmen von Mark Zuckerberg verlassen. Nur Amazon hat in diesem Zeitraum mehr Mitarbeiter entlassen. Insgesamt wurden im gesamten Tech-Sektor in den letzten zwei Jahren rund 460.000 Arbeitsplätze abgebaut, wobei die meisten Entlassungen bei Unternehmen mit Sitz in den USA stattfanden. Nachdem die Entlassungswellen im ersten Quartal 2023 ihren Höhepunkt erreicht hatten, gingen sie wieder zurück, hat aber 2024 wieder zugenommen.

Microsoft und Google setzen Stellenabbau fort

Im Januar kündigten Microsoft und Google die Entlassung von 1.900 bzw. 1.000 Mitarbeitern an. Auch andere bekannte Technologieunternehmen wie Twitch, Salesforce, Citrix und eBay haben ihre Belegschaft deutlich reduziert. Bemerkenswert ist, dass der deutsche Software-Dienstleister SAP für 23 Prozent der bisherigen Entlassungen im Jahr 2024 verantwortlich ist, nachdem er am 23. Januar die Streichung von 8.000 Stellen im Rahmen eines Restrukturierungsprozesses angekündigt hatte.

Diese Grafik zeigt die Anzahl der weltweit entlassenen Mitarbeiterinnen im Tech-Startup-Sektor seit Januar 2022.
Laut crowdgesourcten Daten des Portals Layoffs.fyi wurden zwischen dem 1. Januar und dem 13. Februar 2024 bereits 34.000 Mitarbeitende in Unternehmen der Tech-Sparte entlassen. Demnach wurde schon nach der Hälfte des aktuellen Quartals mehr Menschen gekündigt als in vier der acht restlichen Drei-Monats-Perioden seit Beginn des Jahres 2022. (Bild: Statista)

Das sind die Ursachen für die Entlassungswelle in der Technologiebranche 2024

Die beispiellose Entlassungswelle der letzten zwei Jahre ist zum Teil auf externe Faktoren wie den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die häufigen Werksschließungen in China aufgrund der strikten Null-Covid-Strategie zurückzuführen, die die globale Wirtschaftslage erheblich belasteten und bis heute nachwirken. Neben diesen externen Einflüssen können die Entlassungen auch auf Fehlkalkulationen während der Pandemiejahre zurückgeführt werden. So hat beispielsweise Meta seine Belegschaft zwischen 2019 und 2021 um 60 Prozent von rund 45.000 auf 72.000 Beschäftigte aufgestockt. Apple verzeichnete ein ähnliches Wachstum, blieb aber im Vergleich zu Meta, Google, Amazon und Microsoft bisher von größeren Entlassungswellen verschont.

Das alles täuscht aber nicht über die Tatsache hinweg, dass die globale Technologiebranche auch 2024 von einer massiven Entlassungswelle betroffen sein wird. Nach den Rekordabbauzahlen der letzten Jahre setzt sich der Trend in erschreckendem Ausmaß fort. Seit Jahresbeginn haben weltweit über 165 Unternehmen mehr als 200.000 Stellen abgebaut. Während die größten Stellenstreichungen in den USA stattfinden, ist auch Deutschland stark betroffen und liegt weltweit an dritter Stelle. Dabei sind in den Daten von BestBrokers die im großen Maße angekündigten Stellenabbaumaßnahmen von zum Beispiel Bosch und ZF nicht einmal enthalten.

(Anm. d. Red.: Den eigentlichen Platz 8 mit 6.000 Entlassungen, Getir, haben wir weggelassen, da uns hier der Tech-Bezug gefehlt hat. Getir ist ein Anbieter von Lebensmittellieferung aus der Türkei.)

Hier die 10 Tech-Unternehmen, die 2024 (Stand 16. August 2024) laut Daten von BestBrokers die meisten Mitarbeiter entlassen haben:

Mein Kommentar zur Entlassungswelle in der Tech-Branche

Ah...die Tech-Branche. Einst für ihre großzügigen Vergünstigungen, innovative Kultur und Jobstabilität bekannt, stehen Unternehmen wie Google, Amazon und viele andere nun vor einigen Herausforderungen. So haben die anhaltenden Entlassungen und die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage dazu geführt, dass das Bild von Tech-Jobs als Traumkarrieren leider etwas getrübt wurde. Früher™ galten Jobs bei großen Tech-Unternehmen als sicherer Weg zu Wohlstand und Prestige. Doch leider ist das nicht mehr der Fall. Ein Problem bei solchen Statistiken ist natürlich immer, dass nicht ganz klar ist, welche Art von Jobs wegfallen. Sind es Stellen in der Verwaltung? Im Marketing oder doch in der Entwicklung?

Die Unsicherheit in der Branche hat allerdings dazu geführt, dass viele Arbeitnehmer nach stabileren Alternativen suchen, etwa im öffentlichen Sektor oder in weniger volatilen Industrien. Natürlich gilt immer noch: die Technologiebranche ist und bleibt ein wichtiger Motor für Innovation und Fortschritt. Doch auch sie muss sich weiterentwickeln und an die veränderten Erwartungen und Herausforderungen anpassen. Es wird wirklich spannend zu sehen, wie diese Unternehmen in den kommenden Jahren auf die neuen Realitäten reagieren werden. Ich bin schon sehr neugierig darauf, ob sie es schaffen werden, ihre Relevanz und Attraktivität für zukünftige Talente zu bewahren. Die glanzvollen Tage der großzügigen Benefits scheinen vorerst vorbei zu sein, aber die Branche hat immer noch das Potenzial, sich neu zu erfinden und zu wachsen.

Weitere von der Tech-Entlassungswelle betroffene deutsche Unternehmen

Neben den großen Namen gibt es auch mehrere mittelständische und kleinere Unternehmen in Deutschland, die 2024 Entlassungen durchgeführt haben. Dazu gehören:

  • New Work (Hamburg) – 400 Entlassungen
  • Emma (Frankfurt) – 200 Entlassungen
  • Delivery Hero (Berlin) – 190 Entlassungen

Wobei auch hier die Frage im Raum steht, ob man diese Unternehmen tatsächlich nur "Tech"-Branche zählen kann. Nichtsdestotrotz sind die Entlassungen in der Tech-Branche ein alarmierendes Zeichen für die derzeitige wirtschaftliche Lage. Die fortschreitende Automatisierung und der steigende Druck zur Kostensenkung zwingen Unternehmen zu drastischen Maßnahmen. Gleichzeitig steht die Frage im Raum, wie sich diese Entwicklung langfristig auf Innovationen und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche auswirken wird.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Artikels wurde hier noch HelloFresh genannt. Das Unternehmen hat jedoch das genaue Gegenteil gemacht:, da das Tech-Team in den letzten Jahren aufgebaut wurde und aktuell auch weiterhin Mitarbeiter gesucht werden.

Angekündigte Entlassungen bei ausgewählten Technologie-Unternehmen im Jahr 2024 (Stand 2024)

Diese Grafik zeigt die Anzahl der weltweit entlassenen Mitarbeiterinnen im Tech-Startup-Sektor seit Januar 2022.
Viele große Tech-Unternehmen werden im Jahr 2024 Arbeitsplätze abbauen. Dieser Trend zeichnete sich bereits im Verlauf des letzten Jahres ab. Der Softwareriese SAP kündigte im Januar 2024 an, 8.000 Stellen im Zuge einer Restrukturierung abzubauen. Paypal baut mit 2.500 Stellen fast neun Prozent seiner Belegschaft ab. (Bild: Statista)

Was angehende Elektronik-Entwickler wissen müssen

ELektronik-Entwicklerin bei der arbeit, Testen und Löten.
(Bild: Scanrail @ AdobeStock)

Kaum eine Branche ist gerade so gefragt wie die Elektronik-Industrie, da sie aktuelle Trendmärkte enorm prägt. Entsprechend hoch ist auch die Nachfrage nach Entwicklern. Wie wird man also Elektronik-Entwickler und welche Karriere-Chancen gibt es? Wir haben das Wichtigste zusammengefasst.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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