5 Learnings aus Ludwigsburg

AEK 2025: SDV, KI & Mega-Allianzen im Fokus

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Künstliche Intelligenz, Software-definierte Fahrzeuge (SDV) und kooperative Plattformlösungen standen im Mittelpunkt des 29. AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress. Unter dem Leitthema „Navigating through Global Complexity“ diskutierten Branchenvertreter, wie Komplexität, Standardisierung und Zusammenarbeit gemeistert werden können.
Künstliche Intelligenz, Software-definierte Fahrzeuge (SDV) und kooperative Plattformlösungen standen im Mittelpunkt des 29. AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress. Unter dem Leitthema „Navigating through Global Complexity“ diskutierten Branchenvertreter, wie Komplexität, Standardisierung und Zusammenarbeit gemeistert werden können.

Der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress 2025 hat zentrale Herausforderungen und Zukunftsthemen der Automobilindustrie in den Fokus gerückt – von KI über SDV bis hin zu neuen Partnerschaften. Hier fünf Themen, die den Kongress geprägt haben.

Der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress (AEK) 2025 in Ludwigsburg war ein Weckruf an die gesamte Branche. Unter dem Leitthema „Navigating through Global Complexity: Architecture and Platform Solutions for Scaling SDVs“ kamen am 24. und 25. Juni Entscheidungsträger zusammen, um über die strategische Neuausrichtung der Automobilindustrie zu diskutieren. Kongressvorsitzender Ricky Hudi brachte es auf den Punkt: „Nur wer Komplexität, Standardisierung und Zusammenarbeit beherrscht, wird führen.“

Pandemien, Chipkrisen, geopolitische Spannungen, wachsender Wettbewerbsdruck aus China und disruptive Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) trieben und treiben die Industrie an ihre Grenzen – und darüber hinaus. Der AEK 2025 machte klar: Der Wandel zum Software-defined Vehicle (SDV) ist kein Hype, sondern existenzielle Notwendigkeit. Der Fokus lag dabei nicht nur auf strategischen Grundsatzdiskussionen, sondern auf konkreten technologischen und organisatorischen Lösungen entlang des gesamten Stacks.

Hier fünf zentrale Key-Take-Aways vom AEK 2025, die den Wandel der Branche greifbar machen:

Save the date: 30. Automobil-Elektronik Kongress

Save the Date! Der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress findet 2026 am 16. und 17. Juni statt.
Save the Date! Der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress findet 2026 am 16. und 17. Juni statt.

Am 16. und 17. Juni 2026 findet zum 30. Mal der Internationale Automobil-Elektronik Kongress (AEK) statt. Dieser Netzwerkkongress ist bereits seit vielen Jahren der Treffpunkt für die Top-Entscheider der Elektro-/Elektronik-Branche und bringt nun zusätzlich die Automotive-Verantwortlichen und die relevanten High-Level-Manager der Tech-Industrie zusammen, um gemeinsam das ganzheitliche Kundenerlebnis zu ermöglichen, das für die Fahrzeuge der Zukunft benötigt wird. Trotz dieser stark zunehmenden Internationalisierung wird der Automobil-Elektronik Kongress von den Teilnehmern immer noch als eine Art "automobiles Familientreffen" bezeichnet.

Sichern Sie sich Ihr(e) Konferenzticket(s) für den 30. Automobil-Elektronik Kongress (AEK) im Jahr 2026! Folgen Sie außerdem dem LinkedIn-Kanal des AEK und #AEK_live.

Im Channel zum Automobil-Elektronik Kongress finden Sie Rück- und Vorberichterstattungen sowie relevanten Themen rund um die Veranstaltung.

1. Die unaufhaltsame Komplexität des Softwaredefinierten Fahrzeugs (SDV) meistern

Die Transformation zum softwaredefinierten Fahrzeug ist keine Vision mehr, sondern gelebte Realität – mit einem signifikanten Anstieg technischer und organisatorischer Komplexität. Neue Fahrzeugplattformen müssen zonal, modular, zentralisiert und KI-integriert gedacht werden sowie effizient, robust und wirtschaftlich. In Ludwigsburg war immer wieder die Rede von systematischen Architekturen, durchgängigen Toolchains und einer klaren Trennung zwischen Hardware und Software.

BMW verfolgt diesen Weg beispielsweise mit seiner zonalen Fahrzeugarchitektur, die auf vier zentralen Steuergeräten basiert. Dadurch konnte laut Stephan Durach die Varianz des Kabelbaums um den Faktor 3000 reduziert werden, was Gewicht, Kosten und Produktionsaufwand deutlich senkt. Auch Mercedes-Benz setzt mit MBOS auf eine OTA-fähige Systemarchitektur, die alle ECUs updatebar macht und Hardware sowie Software entkoppelt. Martin Haselbach betonte dabei, dass nach dem SOP die eigentliche Reise erst beginne – das Auto entwickle sich über den Lebenszyklus zur Revenue-Maschine.

2. Künstliche Intelligenz: Allgegenwärtig, transformativ und risikobehaftet

KI durchdringt die Automobilindustrie auf allen Ebenen – vom Entwicklungsprozess über die Fertigung bis in das Fahrzeug selbst. Besonders die Edge-KI war zentrales Thema, da Entscheidungen in sicherheitskritischen Situationen lokal, schnell und zuverlässig erfolgen müssen. Dabei wurde auch der rasante Anstieg des Rechenbedarfs durch generative KI-Modelle thematisiert, in zwei Jahren um das stolze 275-Fache!

Harman stellte mit Luna einen KI-Avatar vor, der empathisch, kontextsensitiv und sicherheitsfördernd interagieren kann. CorrActions präsentierte eine softwarebasierte Lösung, die den kognitiven Zustand des Fahrers anhand existierender Fahrzeugsignale erkennt – ohne zusätzliche Sensorik oder Kameras. Das Ziel: nahezu null Fehlalarme bei maximalem Datenschutz.

Gleichzeitig herrscht große Sorge um die Sicherheit und Robustheit solcher Systeme. Max Cheng von VicOne stellte klar, dass generative KI nicht einfach ein Tool sei, sondern ein neuer Lieferant in der automobilen Lieferkette. Damit verbunden sind Risiken wie Datenlecks, manipulierte Modelle oder Prompt Injection. Das bezeichnet eine Angriffstechnik gegen KI-Sprachmodelle. Dabei schleust jemand gezielt Texte in eine Eingabe ein, die das Modell manipulieren – etwa um Anweisungen zu überschreiben, Sicherheitsmechanismen zu umgehen oder vertrauliche Infos herauszulocken. Ein systematisches Risikomanagement, einschließlich Penetrationstests und Echtzeitüberwachung, sei daher unerlässlich. Auch Jyotika Athavale von Synopsys bzw. der IEEE Computer Society betonte, dass Standards zwar das Ziel definierten, aber nicht den Weg dorthin – weshalb ein durchgängiger Dependability Lifecycle notwendig sei.

3. Kooperation und Open Source als strategischer Hebel

Eines der vielen Highlight des AEK 2025 war die Vorstellung der Open-Source-Initiative S-CORE. Unter dem Dach vom Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Eclipse Foundation kündigten elf Unternehmen ein gemeinsames Softwareprojekt an, das lauffähigen, zertifizierbaren und wiederverwendbaren Code bereitstellen soll.

BMW betonte, dass Open Source ein modernes Mittel zur Standardisierung sei. Das Unternehmen hat bereits fast eine halbe Million Zeilen Code in das gemeinsame Repository eingebracht. Mercedes-Benz hat seine Diagnosesoftware über die Eclipse-Community geöffnet, um Innovationen durch Community-Beiträge zu beschleunigen. Klar wurde dabei auch: Open Source ist kein Gratis-Tool, sondern ein eigenständiges Geschäftsmodell mit klaren Lizenz- und Compliance-Anforderungen.

Die gemeinsame Foundational Vehicle Software Platform von QNX, Vector und TTTech Auto verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Sie soll die Softwarekomplexität im Fahrzeug reduzieren und gleichzeitig OEMs eine sichere, zertifizierbare und skalierbare Plattform bieten. Das Modell ermöglicht Beiträge aus der Community, schützt aber kommerzielle Verwertbarkeit. Continental und Aurora zeigten zusätzlich, wie sich autonome Lkw über ein geteiltes „as-a-service“-Modell schneller monetarisieren lassen.

Alles zur Automotive Computing Conference

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Die Automotive Computing Conference konzentriert sich auf die Herausforderungen der Sicherheit, der funktionalen Sicherheit, der Cloud-Konnektivität und der zunehmenden Komplexität des Fahrzeugdesigns. Das Ziel ist es, traditionelle Ansätze zu revolutionieren und an die Bedürfnisse der Automobilindustrie anzupassen. Hochkarätige Referenten werden am 13. und 14. November 2025 in München in die Welt des Automotive High Performance Computing eintauchen und ein breites Spektrum an Aspekten abdecken.

Weitere Infos zur Automotive Computing Conference gibt es hier oder auf dem LinkedIn-Kanal.

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Zudem findet 2026 auch die 3. ACC in Amerika am 25. und 26. März 2025 in Detroit statt.

4. "China Speed" und Nutzerzentrierung als Innovationsmotor

Der Innovationsdruck aus China war eines der meistdiskutierten Themen. Die dortige Geschwindigkeit, Risikoakzeptanz und Nutzerfokussierung erzeugen ein Umfeld, in dem SDVs innerhalb kürzester Zeit serienreif sind. Maria Anhalt von Elektrobit beschrieb die Entwicklung in Asien als schneller, experimentierfreudiger und nutzerorientierter. Armin Prommersberger von Harman ergänzte, dass dort in 12-Monats-Zyklen gedacht werde – eine Zeitspanne, die aus chinesischer Perspektive schon lang sei. Salil Raje von AMD forderte in diesem Zusammenhang eine Verkürzung der Entwicklungszeiten um tausend (!) Tage, um international konkurrenzfähig zu bleiben.

Geelys TS3-Architektur ist dafür das Paradebeispiel. Mit über 90 % Softwarewiederverwendbarkeit und Entwicklungszeiten unter zehn Monaten setzt das Unternehmen neue Maßstäbe. Horizon Robotics verdeutlichte darüber hinaus, dass Urban NOA (Navigation on Autopilot) in China vor dem Durchbruch steht – ermöglicht durch technologieaffine Verbraucher und aggressive Time-to-Market-Strategien.

5. Consumer-Erlebnisse und der Wandel des Entwicklungs-Rhythmus

Nutzer erwarten von ihrem Fahrzeug heute dieselbe Reaktionsgeschwindigkeit, Individualisierbarkeit und UX wie von ihren Smartphones. Doch die (europäische) Realität hinkt hinterher: Selbst einfache Funktionen wie das Ändern eines Bildschirmhintergrunds sind oft nicht möglich. Prommersberger forderte deshalb, mutiger über das Auto nachzudenken. Wahrscheinlich baue man längst keine Maschinen mehr, sondern Roboter.

Die traditionelle Produktentwicklung mit Zyklen von bis zu sieben Jahren ist in einer digitalisierten Welt nicht mehr tragfähig. Verpasst ein Hersteller einen Innovationszyklus, riskiert er den Anschluss. Die Lösung liegt in „Always Ready“-Produktlinien und OTA-Updates, die kontinuierlich neue Funktionen bereitstellen. Mercedes-Benz verfolgt diesen Ansatz konsequent und sieht das Fahrzeug nach dem Produktionsstart nicht mehr als abgeschlossenes Produkt, sondern als Revenue-Maschine über digitale Dienste.

Was vom AEK hängen bleibt

Der AEK 2025 hat gezeigt, dass die Transformation der Automobilindustrie kein eindimensionales Technologieprojekt ist. Es geht um ein komplexes Zusammenspiel aus Software, KI, Plattformstrategien, Partnerschaften und einem tiefgreifenden kulturellen Wandel. Armin Prommersberger brachte es auf den Punkt: Verhalten zu ändern, ist viel schwieriger, als Technologie zu ändern. Der Erfolg von SDVs wird also nicht nur an Codezeilen, sondern auch an der Bereitschaft zur Kooperation und Disruption gemessen.

Natürlich war das nur ein Ausschnitt aus der vollgepackten Agenda des Kongresses. Viele weitere Themen – von Halbleiterstrategien über neue Geschäftsmodelle bis hin zu Fragen der Nachhaltigkeit – wurden in Panels, Vorträgen und Gesprächen intensiv diskutiert. Doch eines wurde über alle Sessions hinweg deutlich: Die Branche hat – zumindest laut den Aussagen auf der Bühne – verstanden, was auf dem Spiel steht – und beginnt, mutige Antworten zu finden.

Wann und wo findet der nächste AEK Kongress statt? Der nächste AUTOMOBIL-ELEKTRONIK Kongress, der 30. in der Geschichte der Veranstaltung, findet am 16. und 17. Juni 2026 statt. Ricky Hudi lud alle ein, dieses Jubiläum nicht zu verpassen

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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