
Der US-Chiphersteller Globalfoundries will laut Handelsblatt rund 1,1 Milliarden Euro in den Ausbau seines Standorts in Dresden investieren. Die Produktionskapazität soll damit von derzeit 850.000 auf 1,5 Millionen Waferstarts pro Jahr fast verdoppelt werden. Schon jetzt ist dort Europas größtes Halbleiterwerk. (Bild: Globalfoundries)
Die Investitionsoffensive im Herzen Europas geht weiter: Der US-Chiphersteller GlobalFoundries plant laut Handelsblatt einen massiven Ausbau seines Dresdner Standorts. Mit einer Investitionssumme von 1,1 Milliarden Euro soll die Produktionskapazität des größten europäischen Chipwerks nahezu verdoppelt werden.
Konkret sieht die Investition vor, die jährliche Kapazität für sogenannte Waferstarts von derzeit rund 850.000 auf künftig 1,5 Millionen zu steigern. Diese Siliziumsubstrate bilden die Grundlage für die Herstellung von Halbleiterchips, die in zahlreichen Industrien – von Automotive über Kommunikationstechnik bis hin zu Industrieanwendungen – zum Einsatz kommen.
Der vorzeitige Maßnahmenbeginn ist bereits genehmigt, wie aus Branchenkreisen zu erfahren ist. Maschinenkäufe und detaillierte Planungen laufen auf Hochtouren. In den kommenden Jahren will das Unternehmen die Produktionshalle deutlich erweitern, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.
Staatliche Förderung im Rahmen des EU Chips Act
Die Bundesregierung plant, das Vorhaben im Rahmen des European Chips Act mit mehreren hundert Millionen Euro zu unterstützen. Die genaue Höhe der Förderung steht noch nicht fest, doch die Richtung ist klar: Deutschland will strategisch relevante Halbleiterproduktion im eigenen Land sichern und ausbauen.
Allerdings steht der EU Chips Act selbst in der Kritik. Erst kürzlich hat der Europäische Rechnungshof in seinem Sonderbericht 12/2025 festgestellt, dass die aktuelle Umsetzung nicht ausreicht, um das ambitionierte Ziel eines 20-prozentigen Marktanteils bis 2030 zu erreichen. Statt der angestrebten 20% prognostiziert die EU-Kommission lediglich einen Anstieg auf 11,7%.
Das Hightech-Netzwerk Silicon Saxony hat daraufhin eine deutliche Nachjustierung der europäischen Chip-Strategie gefordert. Frank Bösenberg, Geschäftsführer von Silicon Saxony, betonte: „Mikrochips sind kein Luxus, sondern Überlebensfrage für Europas Industrie. Hohe Investitionen sind nötig, denn die Chipindustrie ist strategischer, kapitalintensiver und global härter umkämpft als jede andere Branche.“
Ein weiteres Problem: Das Chip-Gesetz entstand unter erheblichem Zeitdruck, wodurch wichtige Verfahren wie die Evaluierung früherer Strategien und eine umfassende Folgenabschätzung nicht vollständig durchgeführt wurden. Zudem hängt der Erfolg stark von privaten Investitionen ab – ein Risikofaktor, wie die zwischenzeitlichen Projektstopps beim schwächelnden Halbleiterriesen Intel in Magdeburg oder dem ebenfalls angeschlagenen Wolfspeed im Saarland zeigen.
Diese Investition reiht sich ein in eine Serie von Großprojekten im Dresdner Raum. Mit Infineon, Bosch und dem kürzlich angekündigten TSMC-Joint-Venture ESMC (European Semiconductor Manufacturing Company) entwickelt sich die Region zum europäischen Zentrum der Mikroelektronik.
Silicon Saxony: Europas Halbleiter-Hotspot wächst weiter
Die Entscheidung von GlobalFoundries stärkt das "Silicon Saxony" als führenden Mikroelektronik-Standort in Europa weiter. Frank Bösenberg, Geschäftsführer des gleichnamigen Branchenverbands, betonte bereits in früheren Stellungnahmen die strategische Bedeutung der Halbleiterindustrie für Europa: „Chips sind das Herzstück moderner Technologie. Ohne sie fährt kein Auto, kommuniziert kein Smartphone, fliegt keine Drohne.“
Die Region bietet ideale Voraussetzungen für den weiteren Ausbau der Halbleiterindustrie:
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Bestehende Infrastruktur mit hoher technischer Reife
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Hochqualifizierte Fachkräfte und Nähe zu Forschungseinrichtungen
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Synergien zwischen den Halbleiterherstellern Infineon, Bosch, GlobalFoundries und bald auch ESMC, die allesamt ebenfalls viel Geld in die Region investiert haben und es auch weiter tun
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Enge Verzahnung mit der TU Dresden und Forschungsinstituten wie Fraunhofer
Stimmen aus den sozialen Medien
In sozialen Netzwerken wird die Investition überwiegend positiv aufgenommen. Auf LinkedIn bezeichnete der Account "Dresdner.RE" die Ankündigung als „Boom für Dresden“ und "kraftvolles Bekenntnis zum Standort Deutschland“. Die Skalierung auf 1,5 Millionen Waferstarts zeige, „dass Europa nicht nur Chip-Design, sondern auch Chip-Produktion kann.“
Andere Nutzer wie Carolin Kindermann, Sales Expert im Bereich Halbleiter, heben die Bedeutung für die regionale Wirtschaft hervor: „Tausende neue Arbeitsplätze, massive Nachfrage nach Gewerbeflächen, Wohnraum und Infrastruktur sowie ein kräftiger Impuls für Startups, Zulieferer und Dienstleister im Silicon Saxony.“
Kritische Stimmen weisen allerdings auf Herausforderungen hin: „Der Fachkräfte-Kuchen in Dresden hatte schon vor TSMC nur kleine Stücke parat. Nun sollen es mehr Stücke werden, aber der Kuchen wird nicht wesentlich größer,“ kommentiert ein LinkedIn-Nutzer aus der Headhunter-Branche. Auch die Infrastruktur müsse mit dem Wachstum Schritt halten – von Straßenbahnen bis zu Wohnraum.
Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland
Die Investition von GlobalFoundries ist Teil einer größeren Entwicklung. Seit 2020 wächst die Mikroelektronik- und IKT-Branche in Sachsen kontinuierlich. Laut Zahlen des Silicon Saxony arbeiten aktuell rund 76.100 Beschäftigte in der sächsischen Mikroelektronik- und IKT-Branche – mit steigender Tendenz.
Besonders die Softwareindustrie wächst dynamisch, mit einem Zuwachs von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Branchenverband ging im Jahr 2023 davon aus, dass im Jahr 2030 rund 100.000 Beschäftigte im Silicon Saxony an neuen Entwicklungen arbeiten werden.
Technologische Souveränität für Europa
Die geopolitischen Spannungen der letzten Jahre haben die Bedeutung einer eigenständigen europäischen Halbleiterproduktion deutlich gemacht. Die Krisen der Vergangenheit zeigten, wie abhängig Europa von asiatischen Herstellern ist. GlobalFoundries trägt mit seiner Investition dazu bei, diese Abhängigkeit zu reduzieren.
Die Halbleiter aus Dresden werden vor allem in drei Schlüsselbereichen zum Einsatz kommen:
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Automotive: Chips für die nächste Generation von Fahrzeugen
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Industrieelektronik: Steuerungssysteme für Produktionsanlagen
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Kommunikationstechnik: Komponenten für Netzwerke und mobile Geräte
Der Autor: Dr. Martin Large

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.
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